Der philosophische Stammtisch

  • Ich werde Dir jetzt sicher nicht Deine Nietzsche' Meinung austreiben. :P


    Ich fand nur leider nicht ein Argument stichhaltig, auch wenn es von einem weiteren großen Namen kommt. Aber Nihilisten sind sowieso ganz weit weg von mir.


    Ich denke sehr wohl, daß die Zurückbesinnung auf den Wert eines Menschenlebens etwas mit dem Christentum in Europa zu tun hat. Denn 'erstaunlicherweise' gab es diese Sicht ursprünglich nahezu ausschließlich in ehedem christlichen Staaten.
    Mit Nihilsimus hat diese Wertschätzung garantiert nichts zu tun.


    Davor die Augen zu verschließen, macht es nicht weniger wahrscheinlich. Und die Verneinung oder fast mißgünstig erscheinede Relativierung des pazifistischen Gedankens darin finde ich schon beinahe gefährlich.


    Naja, ich lasse Dir Deinen überzeugten Nihilisten - aber laß Du bitte den Menschen ihren Glauben. Ansonsten stehst Du denen, die ihn ihnen aufzwingen wollen, in nichts nach.


    PS: Ich stehe übrigens nicht sehr auf die Christen. Ich bin eine Frau - und in der katholisch-christlichen Sichtweise gerade mal als Brutkasten und Reinigungsmaschine zu gebrauchen. Gottseidank ändert sich bei den Menschen dieses Bild, daß es sich aber bei Glaubensvertretern nicht ändert, habe ich mehr als einmal am eigenen Leib erfahren, denn ich habe mich schon mehr als einmal öffentlich zu dem Thema gemeldet und eine Menge böser Briefe von sogenannten "Christen" erhalten.


    Worauf ich stehe, sind mutige Menschen wie Christus und Ghandi und andere, die bereit waren, ihre soziale Haltung notfalls auch mit dem leben zu bezahlen.


  • Nietzsche war kein Nihilist, er hat darüber geschrieben und ja er schrieb "Gott ist tot", das macht ihn selbst aber noch lange nicht zu einem Nihilist, auch wenn man überall lesen kann es sei so. Genausowenig bin ich ein Anhänger Nietzsches. Ich stimme mit ihm in vielen Punkten überein, in vielen aber wiederum nicht.


    Du scheinst wenigstens eingesehen zu haben, dass die Demokratie sicher nichts christliches ist - aber die Schätzung eines Menschenlebens ist es genausowenig ;) Soll nicht Jesus, von dem du ja sehr begeistert scheinst, sinngemäß gesagt haben, "welche Hand etwas schlechtes tut soll abgeschlagen werden, wer voll von Sünde ist der hänge sich ein Anker um den Hals und versenke sich" (ist jetzt wirklich nur grob sinngemäß aus dem Gedächtnis). Heiden gegenüber verhält sich Jesus zunächst auch sehr abfällig, wenn man der Bibel glauben darf, diese werden u.a. als "Hunde" bezeichnet. Sicherlich sind solche Aussagen nicht die Regel, aber dennoch kann mich der vermeintliche Messias, der übrigens ca. 30 Jahre gebraucht hat, bis er schlagartig gemerkt hat Gottes Sohn zu sein, nicht wirklich überzeugen. Hinzu kommt die Art der Überlieferung - die Evangelisten schrieben ihr hübsches Zeug jahrzehnte nach Jesus - ich möcht nicht wissen, was dem Herrn so alles nachträglich in den Mund gelegt wurde.


    Was Pazifismus angeht, sicher ein sehr ehrbares Anliegen, doch genauso utopisch, wie die Wiederkunft unseres lieben Jesus. Ich lehne auch jede Art von Aggression ab, doch es gibt genug Situationen, in denen der bedingungslose Pazifismus (eine Backe, die andere hinhalten), viel mehr schadet als nutzt und selbst die allermeisten Christen leben und werden nicht danach leben.


    Zitat

    aber laß Du bitte den Menschen ihren Glauben. Ansonsten stehst Du denen, die ihn ihnen aufzwingen wollen, in nichts nach.


    bis jetzt hab ich noch keinen von seinem Glauben abbringen können, und werd das wohl auch nicht tun - ich hab auch kein Problem mit Christen, solange sie mich mit ihrem Geschwätz in Frieden lassen (ein guter Freund von mir ist übrigens überzeugter Christ, wir kommen problemlos miteinander aus ;) )

  • Zitat

    Du scheinst wenigstens eingesehen zu haben, dass die Demokratie sicher nichts christliches ist


    Oh, danke, Meister! Ich bin beglückt über ein Lob aus Eurem Munde... Darf ich mich vor Euch niederwerfen...?


    :P


    Tut mir leid, aber hier treffen schlicht zwei ideologische Sichtweisen aufeinander, die unvereinbar sind.
    Ich sehe das eben nicht so wie du und Du überzeugst mich auch nicht; ich sehe einfach nur eine sehr zynische Variante, die Dinge zu bewerten.


    Die Dinge, die Du wie selbstverständlich für nichtig erklärst, sind in ihrem Einfluß auf das Abendland nun mal vorhanden und teilweise ausschlaggebend gewesen.
    Wichtig ist auch nicht, was wer wie verfälscht hat. Wichtig ist das, was dabei herausgekommen ist. Und das ist zumindest hier recht vorzeigbar im Vergleich.


    Du kannst die Vergangenheit und die Gegenwart schwarz malen, solange Du willst, ich male sie weiterhin grau.


    Die Welt braucht Menschen mit Idealen und Visionen, auch wenn diese selbst nie ohne Fehler sein können. Natürlich ist Pazifismus weltfremd wie jedes andere Extrem, aber Deine extreme Sichtweise ist es genauso.
    Nur aus diesen beiden kann eine Mitte entstehen, die "lebbar" ist, insofern sind beide nötig und beide falsch.


    Aber wenn man die pazifistische Bewegung als unsinnig bezeichnet und nur das "Gesetz des Stärkeren" als treibende Kraft für sinnvoll hält, klammert man einen wichtigen Gegenpol aus, den wir Menschen gottseidank auch in uns tragen und der nunmal von einigen bestimmten Menschen mehr verkörpert wurde, als von anderen.


    Und fehlte gerade diese im Vergleich zur Gegenseite eher seltene Tendenz, wären öffentliche Hinrichtungen hier wohl auch noch in Mode.

  • Vielleicht sollte ich diesen Thread mal wieder in etwas gesittetere Bahnen lenken:


    1. Lassen wir das Thema Gott doch bitte außen vor. Eine rationale Diskussion darüber halte ich für hoffnungslos. Ansonsten benötigen wir einen theologischen Thread...(eine schöne Zusammenfassung zum Thema Christentum contra Verstand findet man hier)


    2. Ich habe vor kurzem ein sehr interessantes Gedankenexperiment gelesen, welches ich euch nicht vorenthalten möchte. Es handelt sich um Newcombs Problem, weitere Informationen dazu hier: .


    Ich für meinen Teil sehe das ganze so: Wenn die beiden Lösungen (beide oder eine Kiste) zueinander im Widerspruch stehen, muss die Prämisse zwingend falsch sein. Ergo gibt es keine allwissenden Wesen.


    Und jetzt ihr…

  • Und was wäre, wenn sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an einem Punkt befinden? Wenn die (unabwendbare) Zeitgerade nur in unserer materiellen Dimension existiert?


    Wir gehen immer davon aus, dass Vergangenheit/Gegenwart die Zukunft ändert. Was aber, wenn die Zeit so beschaffen ist, dass die Zukunft/Gegenwart die Vergangenheit ändern kann?


    Was garantiert mir überhaupt, dass es das Vergangene gegeben hat? Es ist nur eine Erinnerung.


    Darum: Das Newcomb-Problem wird der Frage nach der Existenz eines "höheren, allwissenden Wesens" nicht im Geringsten gerecht, es liefert, genauer gesagt, nicht den Hauch eines Beweis betr. Nichtexistenz eines solchen Wesens. Es zeigt nur die Unverträglichkeit von "freiem Willen" (was immer das ist) und "absoluter Vorhersagbarkeit" (was immer das ist) auf.

  • Zitat

    Original von meril
    Es zeigt nur die Unverträglichkeit von "freiem Willen" (was immer das ist) und "absoluter Vorhersagbarkeit" (was immer das ist) auf.


    Das trifft auch nicht zu:
    Sofern Du nicht auf maximalen Gewinn aus bist, kannst Du beliebig wählen. Es ist nicht die "absolute Vorhersagbarkeit", die hier den "freien Willen" einschränkt, sondern die Gier nach dem maximalen Gewinn.

  • Zitat

    Original von MH.TheFreak
    Dainem: Wenn man den Link folgt, wird man nur darüber informiert, dass die Seite nicht existiert... Darum frage ich mal so: Worauf willst du hinaus? Oder anderes gefragt: Worum geht es?


    Ups, mir ist der Punkt, der den Satz beenden sollte, in den Link geraten. Mein Fehler, dürfte jetzt klappen.