Der philosophische Stammtisch

  • Liebe Forenmitglieder,


    auf Grund der regen Beteiligung an einigen durchaus ansprechenden Diskussionen über Gott und die Welt wird es endlich Zeit, einen passenden Thread für solche Belange zu eröffnen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, ich hoffe auf rege Beteiligung und ein reichhaltiges Themenspektrum.


    Wenn ich mich nicht täusche, waren wir in dem anderen Thread beim Thema „Wissenschaft vs. Philosophie“ stehen geblieben, oder, um es etwas anders zu formulieren: Geistes- gegen Naturwissenschaften.


    Da ich selber Geisteswissenschaftler bin, geht dieser Konflikt auch in meinem Fachbereich nicht spurlos hinüber: Es geht um die Frage, ob der Mensch überhaupt einen freies Wesen mit eigenen Entscheidungen sei, oder ob sein Handeln strikt determiniert ist. Die Neurowissenschaftler versuchen mit ihren Erkenntnissen immer mehr in die Bereiche vorzudringen, die bisher den Philosophen vorenthalten waren.



    Wie steht ihr zu diesem Thema?



    Dainem

  • Zu Sinister: Die ganzen Fragen waren in meinem Post mehr ein Stilmittel, Du mußtest nicht alle einzeln beantworten. :D
    Ich sehe das ja ebenso wie Du.
    (Und natürlich ist Philosophie eine Wissenschaft, aber Du hast ja eigentlich schon verstanden, welche Arten von Wissenschaften ich hier gegeneinanderstellen wollte, nicht? ;) )


    Die althergebrachte Sichtweise von "geist" ist meiner Ansicht nach meist noch sehr religiös oder mystisch belegt- das war das, was ich vorher schon durch "sphärisch" und "quasi-magisch" ausgedrückt hatte- darauf bezog sich die "Schablone".


    @ Dainem: Abgesehen davon ist ja eben dieses "Kontra" mein Problem, ich finde, daß es ein mehr übergreifendes Zusammenspiel geben muß, auch wenn das eben durch Fachidiotie und immer umfangreichere Wissensbereiche fast unmöglich ist. Und dadurch entstehen meiner Ansicht nach Dogmen und Oppositionen, die bei genauerer Betrachtung völlig unnötig sind.


    Edit: Und wenn ich endlich mal einen Post abschicke, ohne hinterher noch Tippfehler editieren zu müssen, geb ich dem Stammtisch einen aus. :D

  • Philosophie klingt mir schon wieder zu elitär. Philosophen sind naturgemäß Idioten, die sich wichtig machen wollen. Gott kommt mir sowieso nicht in die Tüte (genauso wenig wie deutschlandfahnenschwengende Dumpfdeppen). Wissenschsaft schon eher...ich bin für meine Wissenschaftkritik berühmt.

  • Zitat

    Original von fibanocci
    Gott kommt mir sowieso nicht in die Tüte


    Könntest Du ganauer sagen, welchen Du meinst? Meiner Erfahrung nach gibt es sehr viele (mehr als Du denkst).

  • Zitat

    Original von Silentsigh
    Schweizerfahnenschwingende Dumpfdeppen sind aber okay?


    Klar sind die OK, schliesslich machen wir das schon lange vor der FIFA:


    :D



    *SCNR*

  • Zitat

    Original von fibanocci
    Philosophie klingt mir schon wieder zu elitär. Philosophen sind naturgemäß Idioten, die sich wichtig machen wollen. Gott kommt mir sowieso nicht in die Tüte (genauso wenig wie deutschlandfahnenschwengende Dumpfdeppen). Wissenschsaft schon eher...ich bin für meine Wissenschaftkritik berühmt.


    Wenn deine Wissenschaftskritik genauso differentiert ist wie deine Meinung zu deutschlandfahnenschwingenden Dumpfdeppen, dann erspare sie uns doch bitte. Es gibt schon genug Naivität und Ignoranz auf diesem Planeten.



    Dainem - fähnchenschwingender Neonazi und Dumpfdepp

  • Ups, ist das schwierig hier. Ich hatte zunächst mal vergessen, dass mir der Begriff 'Stammtisch' so gar nicht bekommt (ich weiß noch nicht mal genau, weshalb ich mich hier überhaupt äußere, vermutlich will ich mich nur wichtig machen) :rolleyes:


    @SilentSight: Blah Blah! Schwätzerchen. Unser Land gibt es gar nicht. Ich gehöre jedenfalls niemals dazu. Du solltest keine Allgemeinplätze verwenden, sowas hast du gar nicht nötig.


    UglyEd: Es gibt keine Götter. Menschengemachter Unsinn


    Dainem: Schlaumeierchen, ich habe durchaus eine differenzierte Meinung und kann diese auch begründen. Ich bin nur manchmal zu faul, dieses immer und immer wieder für Leute zu tun, die sowieso nur Fußball im Kopf haben (okay, das war gemein, ich gebe es zu) :P

  • Zitat

    Original von fibanocci


    Unser Land gibt es gar nicht. Ich gehöre jedenfalls niemals dazu. Du solltest keine Allgemeinplätze verwenden, sowas hast du gar nicht nötig.


    Allgemeinplatz? Du gehörts niemals dazu? Unser Land gibt es gar nicht??? Entschuldige, aber damit machst du dich absolut unglaubwürdig. Selbst wenn du es nicht wahrhaben willst, aber DAS ist ja dermaßen lächerlich, dass ich nicht glaube, mit dir noch irgendeine vernünftige Diskussion anfangen zu können. Sollen das andere erledigen...



    Dainem - stolz auf seinen differenziert diagnostizierten Neofaschismus

  • Dies ist meine Meinung:
    Gott existiert für jeden Menschen unterschiedlich und doch gleich. Es gibt keinen Gott als Person. Jeder hat das Recht zu glauben oder nicht zu glauben. Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen deswegen, weil er glaubt oder nicht glaubt zu demütigen oder schlimmeres, jeder ist in seinem Glauben oder Nichtglauben frei! Es steht also niemandem zu, über einen anderen zu unteilen, nur weil er an Gott glaubt, egal, wie er seinen Gott nennt.
    Allerdings, und das ist meine Überzeugung, wäre unsere Welt trotz der "Gotteskriege" ohne den Glauben schlechter dran. Nicht umsonst heißt es "Glaube versetzt Berge". In Notzeiten hat es den Menschen immer geholfen, zu glauben, auch wenn die Rettung letztendlich gar nicht auf Gott zurückzuführen ist. Ich denke, das ist vergleichbar mit folgendem: Wenn ein Mensch allein einer Gefahr ausgesetzt ist ist seine Überlebenschance geringer, als wenn mehrere Menschen zusammen dieser Gefahr ausgesetzt sind. Vieleicht fühlt sich ein gläubiger Mensch weniger hoffnungslos und allein?
    Das Phänomen Gott sollte für jeden seine eingene Bedeutung haben und ich will es für meinen Teil auch so lassen, also sehe ich es einmal so: Kann jemand hier mir die Existenz Gottes beweisen? Nein? Gut, okay, wer kann mir beweisen, dass es ihn oder sie definitiv nicht gibt? Oh- auch keiner?
    Und nun dürft ihr euch zu meiner Meinung auslassen, los geht's:

  • Zitat

    Original von fibanocci @SilentSight: Blah Blah! Schwätzerchen. Unser Land gibt es gar nicht. Ich gehöre jedenfalls niemals dazu. Du solltest keine Allgemeinplätze verwenden, sowas hast du gar nicht nötig.


    Den Allgemeinplatz hattest du davor, indem Du mal wieder Deutschland und fahnenschwingende Vollidioten (mit rassistischem Unterton) zusammen auf ein Level gestellt hast, was Du insgesamt schonmal gerne machst.
    Interessant ist, daß Du zur Darstellung dumpfen Nationalistentums und seiner religiösen und rassistischen Zusätze nicht die aktuellen Beispiele der aus ebensolchen Gründen teilweise momentan in Flammen stehenden Welt aussuchst, sondern Dir lieber Deine "Pappenheimer" aus momentan friedlich zusammenlebenden Nationen wählst, die die Menschenrechte längst als Teil ihrer Verfassung haben.


    Und Du kannst mich noch hundertmal "Schwätzerchen" nennen, Du wirst nicht erreichen, mir zu suggerieren, ich erzählte sinnentleerten Kram oder stünde irgendwo unter Ihrer Hoheit.
    ;)


    ( Edit: Ach ja, ich nenne mich nicht Leiser Anblick, sondern stiller Seufzer. *seufz* )


    Meril: Du darfst das gerne. :)
    Und einen ausgegeben bekommt Ihr wieder nicht. :rolleyes:

  • @Anna: *unterschreib*


    Zitat

    Original von fibanocci
    UglyEd: Es gibt keine Götter. Menschengemachter Unsinn


    Ah ja. Unsinn. Also Nicht-Sinn. Sinnlos. Hmm. Mag sein oder auch nicht. Es gibt weder einen Beweis für ein höheres Wesen, noch einen Beweis dagegen.


    Tatsache ist, dass ein Glaube an Gott einem Menschen einen Lebenssinn gibt. Wenn Du das so sagst, "Menschengemachter Unsinn", denke ich, Dir gehen alle Argumente durch den Kopf die gegen eine Existenz sprechen. Versuch doch einmal die Argumente zusammen zu bringen, die dafür sprechen. Oder versuche einmal die Argumente von glaubenden Menschen nachzuvollziehen. Du musst sie ja Dir nicht zu eigen machen.


    Solange ich nie Himbeereis gegessen habe, weiß ich nicht ob es mir schmeckt oder nicht. Und mein Geschmack ist dann immer noch nicht maßgebend für die Anderen.

  • Paßt irgendwie auch in die Diskussion, die zu diesem Thema führte. Wir haben ein Zentrum für Glauben in unserem Gehirn. es sitzt in der Schläfe. Bei Menschen, die es in großer Ausprägung haben, ist eine Reizung durch Magnetismus oft mit Visionen oder dem Gefühl einer "Anwesenheit" verbunden.


    Logische Schlußfolgerung: Es gibt keinen Gott, wir haben nur so ein spinnertes Zentrum im Hirn, das uns zu Gläubigen oder Atheisten macht? Es war von Vorteil für die Gemeinschaft, also für unser Überleben, deshalb allein wurde es von der Natur nicht abgeschafft?
    Naja, so sehen es manche. Es beweist aber etwa soviel oder sowenig wie eine Antenne an einem Radio die Existenz eines bestimmten Radiosenders beweist oder nicht beweist.


    Ein kluger Kopf hat mal gesagt, daß Wissenschaft zunächst von Gott weg und dann wieder zu ihm zurück führt. Er meinte damit, daß man zunächst den Eindruck bekommt, Gott wäre nicht der Urheber von Leben, rein chemische und physikalische Prozesse wären es.


    Geht man aber tiefer in die Materie in ihrer gesamten Komplexität und Genialität, fällt es schwer, dahinter ausschließlich planlos herumschwirrende Moleküle und viel Zeit zu vermuten. Das ist der Weg, der einen zurückführen kann.


    Religionen sind im Grunde auch nur unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel, ob sie nun einen oder mehrere, strafende oder liebende, männliche oder weibliche, pantheistische oder personenbezogene Gottheiten anbeten. Insofern, daß sie alle menschengemacht sind, sind sie garantiert alle teilweise zu hinterfragen, aber das, was sie alle suchen, ist dasselbe.

  • Der Glaube an ein höheres Wesen ist für viele in verschiedener Art existent. Manche nennen es Gott, andere Schicksal.
    Klammert sich nicht jeder (auch ein nicht gläubiger Mensch) in Zeiten schwerer Schicksalschläge, Not oder Krankheit an ein höheres Wesen, ohne sich dessen bewusst zu sein? Wer hat nicht schon gesagt "Oh, mein Gott....."?
    Für mich ist die Frage ob es einen Gott gibt oder nicht, leider schwer klärbar. Es gibt eben keinen Beweis dafür und keinen dagegen. Da schließe ich mich Anne an.
    Auch die Frage, was wird nach dem Tod mit der Sele sein (wo geht sie hin), ist für Menschen entscheidend an Gott/höheres Wesen zu glauben. Für gläubige Menschen ist der Tod nicht das Ende.

  • Die Gott-Frage. Für jeden selbst zu beantworten. Niemals gänzlich zu klären. Ja oder Nein gibt es nicht definitiv. Neurowissenschaften und Astrophysik mögen Nein sagen, Quantenmechanik und die löchrige Urknalltheorie sagen wohl eher Ja. Selbst wenn meine Überzeugung eine andere (atheistische, wie auch immer geartete) sein sollte, würde ich Gläubige deswegen niemals unter mich stellen, sie nicht angreifen, beleidigen oder für schlechter halten.


    @ fibanocci
    Wenn ich mir deine Statements hier so anschaue, muss ich für mich annehmen, dass deine "Wissenschaftskritik" nicht gerade wegen ihrer Intellektualität, Stichhaltigkeit oder Nachvollziehbarkeit berühmt ist. :rolleyes: Traurig auch, dass deine Phrasen genau jenen Charakter der Phrasen der von dir angegriffenen (nationalistischen) "Dumpfdeppen" haben.

  • Zitat

    Original von Silentsigh
    Religionen sind im Grunde auch nur unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel, ob sie nun einen oder mehrere, strafende oder liebende, männliche oder weibliche, pantheistische oder personenbezogene Gottheiten anbeten. Insofern, daß sie alle menschengemacht sind, sind sie garantiert alle teilweise zu hinterfragen, aber das, was sie alle suchen, ist dasselbe.


    *auch mal wieder aktiv im forum werd*



    und im Endeffekt ist was sie suchen schlicht und einfach eine Erklärung, was nach dem Tod passiert und genau das macht für mich jegliche Art von Religion absolut lächerlich. Warum soll es etwas geben, wie eine "Seele", die nach dem Tod des Organismus weiter existiert? Unsere "Seele", "Geist" oder wie auch immer wir es nennen ist nichts anderes als kleine "Strömchen" die von einer Nervenzelle zur anderen fließen, stirbt der Organismus funktioniert das logischerweise nichtmehr. Und angenommen es gäbe soetwas abstraktes, übernatürliches, wie eine "Seele", wo ist dies vor der Zeugung? Hat ein Spermium oder eine Eizelle eine "Seele"? Oder fliegt die auf einmal im 6. Monat in den Kopf des Embryos?

  • Zitat

    Und angenommen es gäbe soetwas abstraktes, übernatürliches, wie eine "Seele", wo ist dies vor der Zeugung? Hat ein Spermium oder eine Eizelle eine "Seele"? Oder fliegt die auf einmal im 6. Monat in den Kopf des Embryos?


    Das sind die grossen theologischen Fragen, welche sich sogar politisch niederschlagen, nämlich in der Frage der Abtreibung. Eine schlüssige Antwort darauf gibt es nicht.


    Das menschliche Dilemma auf die Frage nach der unsterblichen Seele ist im Grunde folgendes: Wir können uns die Unendlichkeit in keiner Art und Weise vorstellen, schon gar nicht das Wesen der Unendlichkeit ergründen. Unendlichkeit stellen wir uns im Räumlichen als etwas sehr sehr grosses oder im Zeitlichen als etwas sehr sehr langes vor. Beides hat mit Unendlichkeit aber nichts zu tun. Bei diesen Theologischen und Philosophischen Fragen geht es aber immer um die Ewigkeit -- also die Unendlichkeit. Es war schon immer da und wird auch immer da sein. Damit ist aber ein Konzept geschaffen, das wir Menschen nicht wirklich ergründen können, da, wie gesagt, unser Denken immer ein Anfang und ein Ende kennt -- genaus wie unsere (ich sag jetzt extra) bewusste körperliche Existenz.


    Alleine, dass wir uns Unendlichkeit nicht vorstellen können, negiert aber in keiner Weise deren Existenz (die Astrophysik ist übrgeins gerade an dieser Fragen sehr interessiert). Wir können uns ja nicht einmal einen 4-dimensionalen Raum vorstellen, da wir in drei Dimenesionen gefangen sind. 4-Dimensionalität können wir also lediglich als Konzept ergründen. Ein zweidimensionales Wesen, welches auf der Oberfläche einer Kugel lebt, könnte sich die Form der unendlichen Fläche, auf dem es lebt, auch nur theoretisch, aber keinesfalls "gelebt" vorstellen.


    Im übrigen gibt es auch verschiedene "Modelle" von Weiterexistenz nach dem Tode, die nicht unbingt an eine personengezogene Seele festhalten. Beispielsweise gibt es Leute, welche sich das Energieerhaltungsgesetzt (=Energie kann nur umgewandelt, aber nicht verloren gehen) zunutze machen und behaupten, dass die Energie eines toten Körper in irgendeiner Form weiterexistiert.


    Dass es in irgendeiner Form weitergeht, ist m.E. eigentlich klar, denn zumindest die Zellen, die meinen Körper ausmachen, verschwinden ja nicht einfach. Die Frage ist nur: Gibt es ein Ich-Bewusstsein nach dem Tod? Spätestens nach meinem Ableben werde ich es wissen -- oder eben nicht.

  • Okay. ich muß hier wohl was lostreten. So etwas wie eine eigenens Land kann es niemals geben, Nationalismen oder Religonen sind mir nach einer sehr sehr langen Weltreise komplett fremd geworden. Für mich haben solche Dinge schon lange keine Bedeutung mehr, weil sie überflüssig sind, genauer gesagt sind sie, menschengemachter, schädlicher Unsinn Und ich weiß wovon ich rede



    @SientSigh: So war das gar nicht gemeint. Ich schätze dich doch.


    @Kamon:_____Du bist hier auch nur für deine Eloquenz berühmt. ;) Nicht für den Inhalt deine Worte, denn die geben nicht besondes viel her...Aber wenn du dich wirkcklich mit mir anlegen möchtest, dann mach das woanders.

  • Zitat

    Original von BlackThief: im Endeffekt ist was sie suchen schlicht und einfach eine Erklärung, was nach dem Tod passiert


    Nein, so ist es ganz und gar nicht in jeder Religion. Eigentlich ist das eher in den monotheistischen und personenbezogenen so, soweit ich weiß, sehen aber manch fernöstlichen Religionen das anders und Naturreligionen sowieso.
    Aber das ist eigentlich auch gar nicht der springende Punkt, es ist eben die Natur, die dagegen spricht, daß "Seelen", unsere "Energie" oder was auch immer "Leben" abgesehen von einer chemischen Reaktion ausmacht, einfach ins Nichts verschwinden oder einfach aus dem Nichts entstehen. Alles wird von der Natur zu irgendetwas neuem umgewandelt, sowas wie "aus dem Nichts entstehen" und "zu Nichts werden" gibt es nicht. Nichts existiert nicht.
    Das ist schon in seiner Definition begründet.


    Einige Millionen Menschen in Indien und China glauben an Wiedergeburt, auch eine eher kindliche Sichtweise, die aber wenigstens ein Hauptprinzip der Natur in unserem Kosmos zugrundeliegen hat: Es geht nichts verloren.


    Ob wir eine Seele haben oder nicht, wie sie aussieht und ab wann sie sich mit einem Körper verbinden kann (in mancher Religion ist Seele nicht einmal an Leben gekoppelt, sogar Steine können in diesen Glaubensrichtungen beseelt sein) oder ob sie mit der Verbindung zweier Zellen schon da ist, darüber maße zumindest ich mir kein Urteil an: Ich weiß es nicht. Deshalb nennt man es ja übrigens auch Glauben.
    Ich werde jedenfalls nicht den Leuten die Sichtweise aufzwingen, daß wir nichts als eine chemische Reaktion sind, die manche so bemerkenswert begeistert aufnehmen, als wäre das ein Beweis für oder gegen irgendwas - was es nicht ist.


    Ich verstehe ohnehin nicht, was man davon hat, Menschen ihren Glauben wegnehmen zu wollen. Er ist so unsinnig nicht, er hat gesellschaftliches Leben im großen Ausmaß in vielerlei Hinsicht erst möglich gemacht.
    Und gerade diejenigen, die hier jetzt frei ihre Meinung über den "Unsinn" von Religion äußern, sollten sich im Klaren darüber sein, daß ausschließlich unser christlicher Hintergrund in Europa Menschenrechte und infolgedessen freie Meinungsäußerung möglich gemacht hat.


    Man kann Jesus die Göttlichkeit absprechen, aber man kann ihm nicht absprechen, einer der ersten kompromißlosen Pazifisten und Menschenrechtler gewesen zu sein - und mit seinem "liebe Deinen nächsten wie Dich selbst" und "halte auch die andere Wange hin" auf Kosten des eigenen Lebens den Weg zu einer menschenfreundlicheren und sozialeren Zukunft geebnet zu haben. Etwas derartiges zu erreichen, wäre ohne die religiösen Untertöne zur damaligen Zeit gar nicht möglich gewesen, denn das Volk hätte seine Lehren ohne diese "Akkreditierung" nicht angenommen und in sich fortgetragen.
    Er war einer der ersten, wenn nicht der erste, der offen und öffentlich mit allen furchtbaren Konsequenzen für soziale Belange einstand und nur dieser Grundtenor des Christentums (ungeachtet seiner Irrwege) konnte die Toleranz hier und heute weit genug gedeihen lassen, daß wir nun Staat und Religion getrennt haben.


    Man betrachte demgegenüber mal die "Grundform" derselben Religion, den Islam, die sich nicht in diese Richtung entwickelt hat, sondern ihren strafenden Gott beibehielt und Jesus nur eine niedrige Prophetenrolle zugestand. Der "Gotteststaat" ist dort noch normal - und Menschenrechte sind ein Fremdwort.
    Ich würde gern hören, wie Ihr Euch in einem solchen Staat über Religion so offen äußertet, denn dort gäbe es Konsequenzen. Daß wir das hier nicht mehr haben, verdanken wir ebenso einer Religion, wie die Menschen dort einer Religion ihre Unfreiheit verdanken.


    Dennoch ist sie offenbar eines der wichtigsten Dinge gewesen, um Gesellschaften erst möglich zu machen und sie zu ordnen. Denn viele Menschen nehmen nun mal nur dann Regeln an, wenn sie Sanktionen fürchten müssen. Abgesehen davon zeigt die Entwicklung der Menschen (zB an ihren Grabriten) von Anbeginn an, daß Religion in ihnen verankert ist.


    Sollen wir sie ihnen jetzt wegnehmen, weil wir wieder mal glauben, alles viel besser zu wissen?
    Die Frage ist, tun wir ihnen damit wirklich einen Gefallen? Oder machen wir nicht genau dasselbe, was Fundamentalisten im Gegenzug machen, nämlich den anderen ihre "Heilslehre" aufzwingen?


    Extreme sind garantiert immer der falsche Weg, egal, in welche Richtung das Pendel ausschlägt.


    @ Fiba: Ich nehme Dir das weniger übel, als Du vielleicht denkst, ich mußte nur mal meine Postition klarstellen. ;)

  • Zitat

    Original von Silentsigh
    Nein, so ist es ganz und gar nicht in jeder Religion. Eigentlich ist das eher in den monotheistischen und personenbezogenen so, soweit ich weiß, sehen aber manch fernöstlichen Religionen das anders und Naturreligionen sowieso.


    Hier hast du sicherlich recht, ich kenn mich im fernen Osten nicht aus, aber selbst Nietzsche sah im Buddhismus ja eine sehr positive Religion ganz im Gegensatz zu den, wie er es nannte, "décadence" Religionen Judentum, Christentum und Islam. Dennoch beschäftigen sich auch die meisten Naturreligionen intensiv mit dem Tod bzw der Tod nimmt einen sehr wichtigen Platz in der Religion ein.


    Zitat


    Aber das ist eigentlich auch gar nicht der springende Punkt, es ist eben die Natur, die dagegen spricht, daß "Seelen", unsere "Energie" oder was auch immer "Leben" abgesehen von einer chemischen Reaktion ausmacht, einfach ins Nichts verschwinden oder einfach aus dem Nichts entstehen. Alles wird von der Natur zu irgendetwas neuem umgewandelt, sowas wie "aus dem Nichts entstehen" und "zu Nichts werden" gibt es nicht. Nichts existiert nicht.
    Das ist schon in seiner Definition begründet.


    Einige Millionen Menschen in Indien und China glauben an Wiedergeburt, auch eine eher kindliche Sichtweise, die aber wenigstens ein Hauptprinzip der Natur in unserem Kosmos zugrundeliegen hat: Es geht nichts verloren.


    der Energieerhaltungssatz trifft komplett zu - unsere "Lebensenergie" wird in Form von verschiedenen Stoffen von Millionen verschiedener, anderer Lebewesen umgesetzt. Sicherlich kein schöner Gedanke, deswegen sind wohl so viele Menschen auch gläubig und versuchen die Wahrheit mit irgendwelchen Mythen zu verdrängen.





    Du scheinst, mit verlaub, den Christen ziemlich auf den Leim gegangen zu sein. Menschenrechte, Demokratie, freie Meinungsäußerungen sind ganz und gar nicht christliche Erfindungen, ganz im Gegenteil! Das Christentum stand fast 2000 Jahre gegen diese Werte, die lange vor dem Christentum in Griechenlang und auch in anderen Kulturen entwickelt wurden.


    Die Frage warum Jesus Pazifist war, bzw die Kirche von einem lieben Gott predigt ist auch interessant, kann aber auch zumindest teilweise erklärt werden. Den Ansatz von Nietzsche find ich auch hier nicht schlecht, er erklärt das liebe Gott Symptom mit der Unterdrückung der Juden durch die römischen Besatzer, dem Ohnmächtigsein, der Schwäche in Unterdrückung zu leben. Nach dem Motto, wenn wir sie nicht schlagen können, dann wenden wir diese Schwäche einfach in eine Tugend um, fertig.
    In den anderen Religionen, du sprichst hier den Islam an, war das nicht der Fall - Muhamed war Feldherr, er hat seine Heimatstadt einfach in einer Schlacht erobert und auch sonst immer aus einer Position der Sträke heraus agiert, entsprechend fällt auch das Gottesbild anders aus.
    Das ist jetzt natürlich alles stark vereinfacht ausgedrückt und man kanns wahrscheinlich so auch nicht einfach sagen, ich hab im Moment aber auch nicht die Zeit dazu das ausführlicher zu beschreiben - muss mein Pc demnächst vom Zorn Gottes, einem Gewitter schützen. ;)