Liebesbriefe an trix


  • Garrett überlegt nicht lange. Die Idee mit dem Salz gefällt ihm eigentlich ganz gut. Aber woher soll man Salz bekommen? Das Meer ist nicht weit, man könnte Salzwasser nehmen, keine Frage. Wie lange benötigt Salzwasser, um einen ausgewachsenen Kampfroboter nachhaltig zu schädigen? Wahrscheinlich lange, allzu lange...Etwas anderes muß her. Vielleicht doch kein Salz? Wie wärs mit Säure? Die einzige Säure, die Garrett einfällt, ist Essig. Und der ist einfach zu bekommen; im Keller seiner Eltern stehen einige Gurkenfässer.
    Langsam reift ein Plan in Garretts Kopf. Er würde heimlich bei seinen Eltern einbrechen*, ein Gurkenfaß aufmachen, den Roboter essigen und einen Zettel dazuhängen „hab ihn sauber gemacht, trix“. Hähä, guter Plan!


    trix hat es sich in den Kopf gesetzt, A-Gaspfeile herzustellen. Dazu leiht sie sich S. Gonzales** aus.
    S. Gonzales hat sogar eine bemerkenswerte Besonderheit: Er frißt für sein Leben gern scharf gewürzte, gebratene Zwiebeln mit Bohnen, was seinen Ausdünstungen eine ganz besondere Note gibt. Damit sollten sich doch noch viel bessere A-Gaspfeile machen lassen, quasi AA-Gaspfeile, denkt trix. Bessere Pfeile=mehr Geld, ist doch klar, oder?
    trix ist eben mit S. Gonzales zugange, als Garrett eintrifft. Er spitzelt durch das Wohnzimmerfenster und sieht, wie seine (gasmaskenbewehrte) Mutter sich ereifert, aus dem Burrick etwas herauszukitzeln. Sie müht sich redlich, das ist eine schweißtreibende Arbeit und es entsteht dadurch ein nicht zu überhörender Lärm, vor dem alle anderen längst geflüchtet sind (und natürlich vor dem Gestank). Gut für mich, denkt sich Garrett, dann habe ich ja freie Bahn...

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    *Verhalten, das auch Elternbrech genannt wird
    **Wir erinnern uns, S. Gonzales ist der Rennburrick aus der Nachbarschaft

  • Anmerkung:
    Wir haben jetzt ein Gott.
    Bringt ihn reichlich Wein und Obst,nix mit Fast Food wer ein Gott ist muss auch wie ein Gott essen. :D

  • (Anmerkung der Redaktion: Und schon wieder muß ich unterbrechen. Leider. Das Billigblatt erwartet mehr Auflage; deshalb erscheint an dieser Stelle nun das neueste Werk unseres Nachwuchsschriftstellers Fibsnocci Lepus. Bitte beachten Sie auch meine unten angeführten Anmerkungen dazu.
    Gez. Von Hasenscharte)



    Zitat


    Diesmal in einem (zugegebenermaßen) reißerischen Format verfasst, nun ein Text über ein Thema, das uns alle angehen sollte: Der Glyphenschutz. Fibsnocci Lepus hat sich damit um das Wohl der Allgemeinheit verdient gemacht. Weiter so!

  • Erklärung der Ex-Redaktion:
    Nicht nur hat unsere Mitarbeiterin Grüttingwenzel ob der Werbung für den schriftstellerischen Erguß eines gewissen F. Lepus einen Schlaganfall erlitten, der ihr Sprachzentrum lahmgelegt hat (weswegen sie fristlos entlassen werden musste), sondern die Auflage des Billigblatts ist nach dem Abdruck des oben erwähnten Artikels auch ins Bodenlose abgestürzt. Der Verlag musste daraufhin Insolvenz anmelden: viele Abonnenten forderten - wie das Gericht befand, zu recht - Schmerzensgeld für die ihnen während des Lesens zugefügten Qualen.


    WANTED!
    Das Hammeritenkommitee für Anstand und die guten Sitten fahndet noch nach dem flüchtigen Fibsnocci Lepus. Wer Angaben über seinen Verbleib machen kann, melde sich bitte bei Bruder Mikehammer. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung ausgesetzt: ein hölzerner Rosenkranz und die dreihundertbändige, in Craymanleder gebundene, auf Burrickpergament mundgemalte Prachtausgabe der gesammelten Schriften des Erbauers.

  • Nunja, vielleicht wurde er bestohlen.
    Da das eher ehrenrührig ist, bin ich bereit weiter auf die nächste Ausgabe zu warten - und kein Wort zu andern, auch nicht als Gerücht!

  • Was keiner wissen soll ist dass Garrett auch mal was ?( verloren hat. Pardon: hatte, ist laaange her.


    Die Heimarbeit fand ich prima, die Schlehenhecken … :)

  • (Anmerkung der Redaktion: Ja, hallo! Die Grüttingwenzel streut hier Fehlinformationen! ist ja nicht zu glauben, die will sich wohl aus dem Staub machen. Du bleibst schön da, Madame! Du bist ja nur neidisch, weil dein letztes Krims-Krams-Buch* floppte)



    Garett schleicht sich wie geplant durch den Keller zum Gurkenfaßlager hin. Was er nicht weiß ist, daß trix Speedy G. inzwischen im Keller parkt (denn sie will noch mehr AA-Gas aus ihm herauspressen). Ganz unerwartet trifft Garrett nun auf Speedy, der, -freudig erregt- laut grunzt. Garrett macht leise "schhhhht", doch der Burrick will sich nicht beruhigen. Es kommt wie es kommen mußte: trix wird auf das Geräusch aufmerksam und geht an die Kellertreppe


    trix: Ruhe da unten!


    (Speedy versteht nicht, was seine "Gastgeberin" von ihm will. Bisher ist es immer von Vorteil gewesen, den kleinen Garrett freudig zu begrüßen, auch wenn ihm manchmal ganz anders zumute ist. Vielleicht muß er sich mehr anstrengen? Er fängt an, laut zu rülpsen)


    trix (genervt): Speedy, aus jetzt. Ist wieder gut, ja? Ich bring dich bald heim.
    (trix überlegt, nach unten zugehen, um Speedy zu etwas zu tätscheln, sie hatte irgendwo gelesen, daß persönliche Zuwendungen -und sind sie auch nur vorgetäuscht- helfen sollen, die Lage zu entspannen)


    trix: Ich komme gleich runter, Speedy! Bin gleich da!


    Wie viel Zeit bleibt einem kleinen Jungen, um sich vor seiner Mutter zu verstecken, die wahrscheinlich übellaunig ohnegleichen ist, die ein Rabenaas wie Klein-Karrass ihm vorzieht? Moment, es ist ja trix. Da bleibt aller Wahrscheinlichkeit nach Zeit ohne Ende, ach was, bis Übermorgen! Sicherheitshalber bewegt sich Garrett gen Kellerfenster. Da vernimmt er lautes Gerumpel und Geschrei. fibi muß nach Hause gekommen sein. Garrett hört mit halbem Ohr hin, während er aus dem Fenster steigt


    trix: Wo kommst du denn her?
    fibi (lallend): War'n Kurzen suchn
    trix: Ah, im Bierfaß! Na klar, wo auch sonst! Das kannste sonstwem erzählen!
    fibi: Nä, hör doch ma, habn Freund getroffen, der hat mir was geflüstert, echt wahr!
    trix: Im Bierfaß! Du stinkst wie...ach geh weg, Saubär. Immer muß ich hier alles alleine machen...


    Garrett hört schon lange nicht mehr zu, als er in den Hof krabbelt.
    Desillusioniert zieht er Richtung Innenstadt.





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    *Grüttingwenzel: Modellieren von Perlenburricks leichtgemacht. Schnitzerverlag, Southquarter

  • @Freak: Genau ;)



    Garrett stolpert die Treppen nach Newmarket hinunter. Eine Gruppe ausgezehrter Männer kommt ihm entgegen, die Kohlensäcke in die Oberstadt tragen. Sie keuchen und schwitzen; beinahe hätten sie ihn überrannt. Garrett schlüpft, um auszuweichen in eine enge dunkle Seitengasse und wartet geduldig ab. Der staubige Sack, der mit einem Donnerschlag vor seinem Gesicht landet, sieht er nicht kommen. Die Hand, die auf seinen Mund gepresst wird, ist brutal und stinkt nach Pech. Er wird nach hinten gerissen , nach Luft ringend. Dunkelheit, völlige Dunkelheit umgibt ihn. Er steckt im Sack. Einen Tritt später landet er an einer Mauer und sieht Sterne. Garrett verliert das Bewußtsein.


    Es ist eine Sache, sich irgendwo hinzulegen und darauf zu warten, von selbst bewußtlos zu werden, eine andere mit einer Riesenbeule und Riesenauas im Schädel aufzuwachen, wenn man sich allmählich bewußt wird, daß alles doch kein Traum ist. Was zum Henker ist bloß los? Und will man es überhaupt wissen? Soviel wird Garrett schnell klar: Er ist nach wie vor gefangen in einem stinkenden alten Sack, der fest um seinen Hals geschnürt ist. Er kann weder seine Arme noch Beine sehen, weiß deshalb nicht, ob sie noch dran sind (solche Gedanken hat man in solchen Situationen, jaja). Aber seine Ohren sind noch da und funktionieren prächtig, eigentlich viel zu gut. Er hört laute Stimmen. Die Halunken.



    Halunke 1: Er ist wach, sieh doch!
    Halunke 2: Scheißegal! Sag mir lieber, wie wir den Krüppel wieder loswerden. Das ist der Falsche, kapiert? Steine in den Sack und ab in den Kanal damit!
    Halunke 1: Wir verkloppen ihn!
    Halunke 2: Bah! An wen denn?
    Halunke 1: Wird sich schon einer finden
    Halunke 2: Und was machen wir solange, hä? Willste ihn zur Brust nehmen? Idiot!
    Halunke 1: Sag das nochmal und ich hau dir was auffe Fresse!
    Halunke 2: Idiot!
    Halunke 1: Das sagste jetzt bloß, weil du weißt, daß ich der schlauere von uns beiden bin und keinen Streit will
    Halunke 2: Entschuldigung, du bist kein Idiot...du bist eine feige Sau!
    Halunke 1: Niemand nennt mich eine...(Garrett hört wildes Raufen, Kreischen, Flüche klirrende Flaschen, dann einen lauten Schrei)
    Halunke 1: Du hast mir meinen Ohrring abgerissen!
    Halunke 2: Selbst schuld, du weibischer Leichtmatrose!
    Halunke 1: Das zahl ich dir heim, du...näh...da, du #~%§&##-Stinkstiefel, der Stift durch meine Augenbraue ist ab...sie ist abgeratzt!
    Halunke 2: Du blutest ja auch wie ein abgestochenes Schwein. (lacht dreckig)
    Halunke 1: Das sage ich Rufus
    Halunke 2: Das tust du nicht
    Halunke 1: Tu ich doch
    Halunke 2 (drohend): Tote sprechen nicht, glaub mir...


    (In der Zwischenzeit kann Garrett die Schnur, die den Sack um seinen Hals fixiert etwas lockern. Ihm gelingt es sogar, sich von dem Sack zu befreien. Er sieht zwei heruntergekommene Gestalten, die eine hat die andere im Schwitzkasten)


    Halunke 1 (erstickend): Ich...keine Luft
    Halunke 2 (triumphierend): Hähä. Stirb, du Ratte!


    (Unbemerkt stiehlt sich Garrett in eine dunkle Ecke und presst sich gegen die Wand. Die ungewohnte Szenerie hat ihn mächtig eingeschüchtert und ihm schlottern die Knie. In der gegenüberliegenden Wand sieht er eine seltsame kleine Türe eingelassen, das mußte eine Hundeklappe oder ähnliches sein. Vielleicht konnte er sie erreichen. In der Zwischenzeit läßt der üblere (?) von den beiden Gaunern vom anderen ab, der zu Boden sinkt. Der Mann schaut sich ruckartig um und Garrett ins Gesicht. Seine Miene, die zuvor noch lustvolle Verzückung verriet, verzieht sich alsbald.


    Halunke 1: So, mein Kleiner. Jetzt bist du dran...

  • Eigentlich sollte trix an dieser Stelle in die Handlung eingreifen, aber sie ist vor Spannung wie gelähmt; es fehlen ihr die Worte. Mit großen Augen und angehaltenem Atem wartet sie auf die Fortsetzung...

  • Der Halunke fackelt nicht lange und zieht ein langes, leicht gekrümmtes Messer mit gezackter Klinge, an der dunkelrote Flecken aus getrocknetem Blut wie schwarze Löcher aus einer fernen Galaxie heften. Jedenfalls kommt Garrett das so vor, während er gebannt wie ein Feldhase in seiner Sasse stocksteif vor sich hinstarrt. Der mörderische Missetäter kommt langsam näher. In seinen blutunterlaufenen Augen blitzt der Wahnsinn der Wahnsinnigen, seine bebenden Augenbrauen scheinen zu hüpfen, während er sein Opfer fixiert und nicht mehr aus den Augen läßt. Näher und näher, immer näher schiebt sich der in seiner Mordlust sich suhlende menschliche Abgrund seinem Opfer entgegen, bis Garrett den stinkenden Atem von verfaulten Zähnen und höllischen Schlünden wahrnimmt; es gibt kein Entkommen. Grunzend äußert der Assassine seine Mordswonne; seine Beute ist in der Falle, der allabendliche Pflichtmord scheint schon begangen. Längst hat sich Garrett in sein Schicksal ergeben. Den sicheren Tod in Form eines brutalen, bestialisch müffelnden Kidnappers vor Augen, erwartet er sein Ende.


    Aus den Augenwinkeln bemerkt Garrett, wie sich hinter dem Halunken eine Gestalt regt. Der andere Gauner scheint doch nicht hinüber zu sein...


    Halunke1: Hey, du hast mich fast umgelegt
    Halunke2 (dreht mürrisch seinen Kopf zu Seite): Halt die Schnauze!
    Halunke1 (fängt wieder an zu röcheln): Mir geht’s soooo dreckig!
    Halunke2: Halt die Klappe, sonst....
    Halunke1: Mir ist soooo schlecht
    Halunke2: Siehst du nicht, daß ich den Rotzlöffel hier beseitigen muß?
    Halunke1: Ach, hör doch auf. Das klappt ja sowieso nicht.
    Halunke2: Was?
    Halunke1: Na, umlegen, den Kleinen da. Wie willste denn das machen? Gibt nur Scherereien. Hilf mir lieber mal und Schwamm drüber
    Halunke2: Dem werd' ichs zeigen (holt mit dem riesigen Messer aus, um Garretts Kopf mit einem Schlag abzusäbeln)
    Halunke1: Halt! Hör doch, ich hab' ne Idee!
    Halunke2: Was? Was denn?
    Halunke1: Die Dings, äh, diese Kapuzentypen, diese Hüter. Die nehmen ihn vielleicht!
    Halunke2: Hm. Du meinst diese Kinder*#§%''#? Mann, da murks ich den da lieber selbst ab. Geht schneller.
    Halunke1: Ah was! Wir kriegen Kohle dafür!
    Halunke2 (überlegt): Gut. Aber wenn das nichts wird, isser dran! Damit das klar ist!
    Halunke1: Na klar ist das klar!


    Völlig unerwartet trifft Garrett der knöcherne Knauf des Messers am Kopf. Ihm schwinden die Sinne...

  • Zuhause wundert sich trix, wo ihr mißratener Sprößling so lange abbleibt. Eigentlich sollte sie ja dran gewöhnt sein, dass der gerne mal über Wochen und Monate völlig aus der Handlung verschwindet.
    Und nicht mal erzählt, was während der Zeit so los war...


    Höchste Zeit, dass sich mal alles auf Garrett konzentriert!


  • Im Sack. Garrett steckt im Sack. Mehr kann man kaum tun. Es ist eine Form der Existenz. Das pure Sackstecken. Sollte man das Im-Sack-Stecken mal genauer reflektieren, so wird man schnell feststellen, das man physisch wie psychisch in einer Sackgasse kreist, vor allem, wenn man auf der Schulter eines grobschlächtigen Gewohnheitsverbrechers herumgeschleudert wird, der sich durch allerlei enge Löcher zwängt und ständig wüst vor sich hin flucht. Weitschweifende Gedankengänge werden so im Keim erstickt. Es bleibt nur der Gedanke, was alles mir hätte werden können, wäre die Lage nicht so trostlos. In diesem Moment faßt Garrett einen Beschluß: Nie wieder wird er seinen lieben Eltern Kummer bereiten, denn das muß die Ursache allen Übels sein. Böse Kinder holt der Trickster, das ist die Moral der Geschichte. Er wird sich ändern, falls er wieder aus dieser verzwickten Nummer herauskommt...


    Irgendwann scheint die Reise zu Ende zu sein. Garrett wird auf ein Lager aus Stroh geworfen. Jemand zieht ihm den Sack vom Kopf; er blinzelt in das fahle Licht einer schwindsüchtigen Kerze. Ein faltiges Gesicht beugt sich über ihn und beäugt ihn neugierig. Noch nie hat Garrett ein so altes Gesicht gesehen. Die beiden Halunken stehen wartend an eine Türe gelehnt.



    Halunke 1: Na, was sagst du? Kannst du ihn brauchen?
    Altes Gesicht (heise flüsternd): Ich weiß nicht. Was kann er?
    Halunke 2: Na los! Wir müssen wieder weg
    Altes Gesicht: Wenn er nichts kann, ist er nichts wert
    Halunke 1: Mann, der ist prima. Der kann alles !
    Halunke 2: Logisch!
    Halunke 1: Uns tut's weh, daß wir den Burschen hergeben! Echt was weh!
    Halunke 2: Herzweh! Und wie!
    Altes Gesicht (schaut die Halunken kurz an): Erstaunlich! Ich habe euch falsch eingeschätzt!
    Halunke 1 (grinst): Ja, ne!
    Altes Gesicht: Gut. Ich gebe euch ein Silberstück für ihn
    Halunke 2: Was? Davon können wir uns nicht mal einen ansauf...äh...das ist nicht genug!
    Altes Gesicht: Ah, wenn es darum geht, kann ich noch ein Fläschchen MHTG* mitgeben
    Halunke 2: Was, Tricksterpisse? Ich geb' dir was du alter Sack!
    Halunke 1 (zum anderen Halunken): Komm schon. Besser als nichts
    Halunke 2 (überlegt): Ist die Pisse auch richtig abgestanden?
    Altes Gesicht: Hier gibt’s nur gelagertes MHTG*
    Halunke 1 (leckt sich die Lippen): Ist die auch so richtig süß und ölig? Eine Woche Brummschädel garantiert?
    Altes Gesicht (seufzend): Mindestens für eine Woche.
    Halunke 2: Zwei Flaschen, okay? Wir sind ja auch zwei (überlegt) Besser nochmal zwei für den Affen danach.
    Altes Gesicht: Zweimal MHTG*. Einverstanden.


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    *

  • An dieser Stelle ein Einschub:


    Keeper, der
    besser:
    Keeper, die, da sie üblicherweise immer im Rudel, genannt -> Orden, auftreten.


    1. Mitglied einer -> geheimpolizeiähnlichen Organisation, die sich für das "Gleichgewicht", auch -> "Equilibrium" der Welt zuständig fühlt, wobei dieses "Gleichgewicht" ihrer freien Interpretation obliegt und von anderen Instanzen oder gar dem gemeinen Bürger nicht nachvollzogen werden kann. Zeichnen sich aus durch extreme Geheimniskrämerei und -> kryptische Sentenzen, was vom gemeinen Volk gerne als -> Weisheit interpretiert wird, vermutlich aber nur eine geschickte Verschleierungstaktik ist, um ungestört ihren - dubiosen? - "Geschäften" nachgehen zu können. Unterstützt wird der Eindruck von "Weisheit" durch riesige -> Bibliotheken, die sich an allen Ecken und Enden finden, ob Stadt, ob Dorf oder gar Sumpf. Wozu diese Abermillionen Bücher tatsächlich herumstehen, konnte bisher nicht befriedigend geklärt werden. Weiteres Merkmal: Extreme -> Penetranz gegenüber ihren Erfüllungsgehilfen; wobei sie sich nicht zu schade sind, diese mit Vorliebe in den niedersten Volksschichten zu suchen und auch vor Kooperation mit Verbrechern (bevorzugt -> Dieben) nicht zurückschrecken.
    Beliebtes Sprichwort als Reaktion auf albernes oder betrunkenes Gefasel: Da hätt ich ja gleich einen Keeper fragen können!


    2. Heruntergekommenes Mitglied von 1. Betreibt unter dem Deckmantel eines unter 1. beschriebenen "Weltverbesserers" florierende Geschäfte außerhalb der Legalität. Bibliotheken sind hier reine Fassade, da sich der Inhalt der "Bücher" (wie auch bei 1.) meist jeder Überprüfung entzieht (schon allein durch die schiere, zugegebenermaßen beeindruckende Höhe der Regale). Die Bücher werden von Auftragsdieben (bevorzugt kleine wendige Straßenkinder) überall her zusammengestohlen - und wo keine Bücher aufzutreiben sind, werden in Fälscherwerkstätten leere Buchdeckel gemalt und ins Regal gestellt. Der Schein ist alles, und erzeugt den nötigen Respekt, der ihnen Deckung für ihre finsteren Aktivitäten gibt (-> Keepera Nostra, -> Organisiertes Verbrechen). Man munkelt von ungeheuren Reichtümern und wüsten Gelagen. Genaueres kann an dieser Stelle nicht berichtet werden, denn das Haupttalent eines Keepers, ob 1. oder 2., ist und bleibt die Verdunklung.


    Einschub Ende.


  • Kaum sind die widerlichersten aller verstunkenen Oberhalunkenkidnapperschurken verschwunden, beugt sich das Alte Gesicht über Garrett. Ein wahrhaft altes Gesicht, zerfurcht und faltig, mit Gruben und Narben, die an Kämpfe mit klauenbewehrten wilden Bestien und an süßwasserpolypenbewohnte Kraterseen auf unzugänglichen Südseeinseln erinnern. Spinnenfinger kommen unter einer zerzausten Kutte hervor, die bedächtig über Garretts Kopf schweben ohne ihn zu berühren. Das Alte Gesicht versucht zu lächeln, ein etwas krampfhafter Versuch die Stimmung aufzuheitern. Das bleibt nicht unbemerkt. Garrett spürt, daß dieser Mann eigentlich ein freundlicher sein muß. Zumindest einer, der sich Mühe gibt, so zu wirken. Wenigstens einer, der nicht gleich losbrüllt und ihn verprügelt. Das ist schon mal was. Darauf kann man aufbauen.


    Dann spricht der Mann.
    -Na, Kleiner, willst du eine Milch?


    Eine was? Milch? Trinken das nicht sterbende Mietzekatzen und zahnlose Babys, die an ihren Müttern nuckeln? Garrett zuckt zusammen.


    -Du willst keine Milch? Wir bieten Kindern hier immer Milch an. Das ist so üblich. Gehört zum Kanon*. Hier geschieht alles nach einem Kanon*, mußt du wissen.



    Garrett hat nun keine Ahnung, was der faltige Onkel von ihm will. Mit Kanonen schießen? Er nickt vorsorglich artig mit dem Kopf. Das kann ja heiter werden.


    Das alte Hüter führt Garrett durch einen riesengroßen Lesesaal. Am Ende des Raums stellt er sich vor ein Bücherregal und tastet die Bücherrücken ab, bis er ein Buch findet, das er herauszieht (was nicht besonders schwierig, ist, da die anderen Bücher nur angemalt sind). Eine nahe Bücherwand schwenkt auf, die eine Öffnung freigibt. Dahinter liegt ein kleiner Raum. Der alte Mann zeigt Garrett eine Pritsche, auf der er Platz nehmen soll. Auf einem kleinen Beistelltisch steht eine Tasse Milch.


    -Trink das hier, es wird dir schmecken. Und schlafe ein Weilchen.



    Der Alte verschwindet, jedoch nicht ohne den Eingang zu verschließen. Garrett wagt es nicht, die Milch anzurühren, die mehr und mehr gerinnt und süßlich-sauer nach Alkohol** riecht. Igitt.
    Er schaut sich in seinem Gefängnis um, das praktisch aus Büchertapeten besteht. Es muß doch einen Ausweg geben...



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    *Kanon, der (siehe auch Meßlatte, Die, Maßstab, Der): Ein Kanon ist sowohl eine Vorschrift, ein Gesetz, ein Klischee, sowie eine Konvention der Mächtigen (siehe auch Oligarchie, Die). Oft angewandter Begriff in kulturellen und rechtlichen Fragen. Möchte jemand mit Nachdruck als gebildet erscheinen, verwendet er den Begriff „Kanon“. Eingeweihte wissen jedoch, daß Unzulänglichkeit, Hilflosigkeit, die Absicht der Mystifikation und Verschleierung oder nur schiere Dummheit die Ursache der Verwendung des Begriffs „Kanon“ ist. Die Erwähnung eines Kanons ist ein leicht zu durchschauendes Totschlagargument. Wird meist benutzt, um jegliche Kritk schon im Keim zu ersticken. Offenbar ist der Begriff des Kanons negativ behaftet. Also Vorsicht damit, vor allem mit Personen, die dauernd davon schwafeln (s. auch Hütergeschwätz, Dämliches).


    **offenbar ein MHTG-Shake