Meine Thief-Story

  • - Kapitel 6 -


    Garrett beschlich das dumme Gefühl, dass man bereits in der halben Stadt nach ihm suchen würde, denn allzu leicht lassen es die Blauröcke nicht auf sich sitzen, wenn ihnen jemand unter den Fingern entgleitet. Vor allem, weil der Kerker von Shoalsgate zu den ausbruchssichersten Gefängnissen überhaupt zählt. In Zukunft gar noch mehr als bisher, denn nach Garrett’s gelungener Flucht durch die Kanalisation, würde der Sheriff zur Not mit Sicherheit anordnen, den Ausgang zur Kanalisation zuzumauern. Garrett wollte nicht zu sehr in der Nähe von Shoalsgate aus dem Kanal hinaus klettern, deshalb lief er noch ein ganzes Stück weiter und entfernte sich vom Ort, an dem er nur knapp seinem Verderben entronnen war. Zudem durfte es draußen noch Tag sein, was ihm nun auch das zusätzliche Problem bescherte, ungesehen zu seinem Versteck zu gelangen. Nach weiteren dreißig Minuten seines Fußmarsches durch die Kanäle der Stadt, beschloss Garrett endlich wieder an die Oberfläche zurück zu kehren. Sich neue Ausrüstung zu besorgen hatte nun erstmal oberste Priorität. Ein Schwert hatte er schonmal. Nun fehlte nur noch ein Bogen und ein paar zugehörige Pfeile verschiedenen Typs. Ein paar Minen und Blendgranaten vielleicht auch noch. Denn wenn Garrett schon wieder einmal vor hatte, bei einem Waffenhändler einzubrechen, dann würde er, wie es sich für einen Dieb gehört, etwas mehr als nur das Nötigste mitgehen lassen. Doch dieses Unternehmen musste er auf nachts verschieben, denn jetzt am Tage, wo überall Menschen in den Straßen umherlaufen und obendrein die Blauröcke alarmiert um die Ecken fegen, war das kein so risikoloses Unterfangen. Außerdem musste Garrett sich erst einmal neue Dietriche besorgen. Zum Glück hatte sein Freund Basso noch ein paar als Ersatz parat. Daher galt es zuerst einmal, ihn einen Besuch abzustatten und nebenbei ihm gleich noch die Misere zu erzählen, in der Garrett nun steckte. Garrett wollte Aufklärung und Rache, denn er war sich sicher, dass ihm irgendjemand eine Falle gestellt hatte, wer auch immer das war. Irgend eine oder vielleicht auch mehrere Personen wollten ihn am Galgen sehen. Nun gut, dies würde sich vielleicht um eine Personenzahl im drei- oder vierstelligen Bereich handeln, aber dennoch konnte es nur jemand gewesen sein, der über Garrett’s nächtliche Unternehmung bescheid wusste. Und theoretisch gab es nur drei Leute, die in Frage kämen: Basso, dieser Typ namens Gonzo und Garrett selbst. Basso konnte Garrett aber so gut wie ausschließen, denn er ist ein jahrelanger und sehr guter Freund, wie ihn Garrett kaum besser haben könnte. Aber was hätte dieser Schmucksammler namens Gonzo für ein Motiv? Für ihn war doch das Juwelencollier das Wichtigste und nichts anderes. Und dieses musste sich ja noch an Ort und Stelle befinden, da sonst aufgefallen wäre, dass es noch jemand anderen als Garrett geben könnte, der das Collier gestohlen hat, denn in Garrett’s Besitz befand es sich ja nicht, als man ihn nach Shoalsgate brachte. Ein anderer Dieb hätte dann von Garrett’s Schuld zu sehr abgelenkt. Da dieser Gonzo aber brennendes Interesse an dem Schmuckstück hatte und nicht darauf verzichten würde, kann er demnach nicht der Schuldige sein, der Garrett jene Falle stellte, oder doch? Aber wer war es dann? Diese Frage stellte sich Garrett immer und immer wieder, als er gerade eine rutschige, vereiste Leiter in Richtung Oberfläche hinauf kletterte, unweit von dem Ort, an dem Basso wohnte.
    Es war immer wieder praktisch, sich sowohl über- als auch unterirdisch in einer Stadt auszukennen, zumindest wenn einem selbst die Karte mit dem Kanalisationssystem von Blauröcken abgenommen wurde.


    Als Garrett den Kanaldeckel öffnete, wusste er sofort, dass die Blauröcke nicht mehr, oder noch nicht in der Stadt nach ihm suchen würden, denn es war zwar Tag, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ein gewaltiger Schneesturm durch die Gassen donnerte, der einem so viel Sichtweite gewährte, dass man gerade mal die Hand vor Augen sehen konnte. Garrett stützte sich mit den Händen im Schnee ab, während er gerade die letzten zwei Sprossen der Metallleiter unter seinen Füßen hinter sich ließ. Er hatte vorerst Probleme, das Gleichgewicht zu halten, denn der Schneesturm bließ mit äußerst großer Kraft. Das Schneegestöber war so dicht, dass man kaum die Umrisse der umliegenden Häuser vernehmen konnte. Und über ihm befand sich nur tiefstes Weiß, das unendlich weit zu sein schien. Die eisigen Flocken wehten mit solcher Geschwindigkeit durch die Lüfte, dass man das Gefühl hatte mit Kieselsteinen beschossen zu werden. Das Heulen des Sturmes übertönte sämtliche anderen Geräusche in der Umgebung. Garrett zog die Kapuze seines Umhanges tief ins Gesicht und verkrampfte seine rechte Hand zu einer Faust, mit der er die Kapuze von unterhalb seines Kinns kräftig nach unten zurrte, sodass sie eng an Haar und Wangen anlag und nicht wieder nach hinten gefledert werden konnte. Garrett kam sich vor wie in einer einsamen, weißen Hölle, aus der es kein Entrinnen zu geben schien. Langsam näherte sich Garrett mit schleifendem Schritt dem Haus, in dem Basso und Jenivere wohnten. Der Schnee war unterdessen fast einen halben Meter hoch und reichte Garrett bis kurz über die Knie. Bei diesem Wetter war das Laufen sehr anstrengend und allmählich wurde jeder Schritt zur Qual. Garrett war nur noch wenige Meter von Basso’s Haus entfernt, als er die Silhouette einer Gestalt im dichten Schneegestöber ausmachte. Sie schien sich über etwas zu kauern, das im Schnee am Boden lag. Als die Gestalt merkte, dass sich ihr jemand näherte, richtete sie sich hastig auf und verschwand im undurchdringlichen Flockentanz. Als Garrett näher zu der Stelle kam, vernahm er etwas im Schnee, was erst wie ein ein großer Stoffsack aussah. Dann stellte er mit Erschrecken fest, dass es der Körper eines Menschen war. Der Schnee war von Blut rot gefärbt. Der Mann lag auf dem Bauch mit dem Gesicht im Schnee. Garrett kauerte sich über ihn und drehte ihn um.
    Der Schock ließ ein etwas lauteres „Nein, das glaube ich nicht!“ über seine Lippen rollen, als er merkte, dass es sich um seinen Freund Basso handelte, der da regungslos und blutend im Schnee lag. In dem Moment, als Garrett Basso’s Puls fühlen wollte, packte Basso ihn am Bein.
    „Garrett, bis du es?“, röchelte er mit schwacher Stimme.
    „Ja, ich dachte, du seist bereits...“
    „Tot? Noch nicht, aber bald.“
    „Nein, du wirst nicht sterben. Du schaffst das schon. Was ist hier eigentlich los?!“
    „Es war eine Falle, du...du musst von hier ver...verschwinden“, ächzte Basso unter Schmerzen.
    „Wer steckt dahinter?“
    „Es war...argh, ahh.“
    In dem Moment verlor Basso das Bewusstsein. Aber noch lebte er, denn Garrett konnte noch immer seinen Puls fühlen. Basso hatte eine Stichwunde in der rechten Brust, zugefügt mit einem Dolch. Garrett konnte es nicht ertragen, seinen besten Freund sterben zu sehen, und eine Träne, die ihm das Gesicht hinab lief, vermischte sich mit dem blutroten Schnee. Er gab sich alle Mühe und schleifte Basso’s bewusstlosen Körper mit großer Kraftanstrengung fort. Zwei Straßen weiter befand sich eine kleine Hammeritenkirche, in der eine handvoll Mönche und eine Priesterin lebten. Bis zum nächsten Arzt war es zu weit. Auch wenn die Chancen für Basso in Wahrheit doch nicht so rosig standen, so bestand jedoch zumindest eine kleine Hoffnung, dass die Hammeriten ihm versuchen würden zu helfen und seine Verletzung irgendwie zu behandeln. Er legte Basso vor die Tür der Kirche und klopfte an. Danach entfernte er sich vom Ort des Geschehens, denn wenn die Hammeriten gesehen hätten, dass ein Dieb den Verletzten her brachte, würde dies Basso’s Überlebenschancen ein weiteres Stück mindern, da sie sofort vermuten würden, er sei der Verbündete oder Freund eines Diebes, da man nicht gerade erwarten würde, dass ein Dieb, ein Verbrecher, sich um einen hilflosen Verletzten kümmern würde, auch wenn das Garrett etwas anders sah und die Ansichten der Hammeriten noch nie ganz teilen konnte. Aber zumindest war Garrett auch erst einmal froh, dass Basso’s Frau Jenivere von diesen furchtbaren Ereignissen nichts mitbekam, da sie gerade für ein paar Tage zu Besuch bei ihrer Schwester war. Wenn Basso die Verletzungen nicht überleben würde, dann würde Garrett nicht nur seinen besten Freund verlieren, sondern Jenivere auch ihren über alles geliebten Mann. Soweit durfte es nicht kommen. Garrett legte nun sein gesamtes Vertrauen in die Hammeriten. Dies war leider das einzige was er momentan für ihn tun konnte.
    In der trüben Hoffnung, Basso würde durch kommen, stapfte Garrett durch den Schnee zurück zu Basso’s Wohnung. Dort holte er sich die Ersatzdietriche, die Basso für ihn aufbewahrte und suchte in Basso’s Aufzeichnungen nach Gonzo’s Adresse. Als er sie gefunden hatte, machte er sich zuerst auf den Weg zum nächsten Waffenhändler, der aufgrund mangelnder Kundschaft bei diesem Wetter sicherlich geschlossen hatte. Dietriche trug Garrett ja nun wieder bei sich.


    to be continued...

  • Boah! *sabber*
    Du hast dich mal wieder selbst übertroffen!!! Respekt!!! Und wie du die Spannung fürs nächste Kapitel aufbaust... beeil dich, ich will wissen, was mit Basso geschieht!!! ;)

  • hehe. ich konnte mich bisher zurückhalten und hab erst 2 kapitel gelesen... ich les dann das komplette ding wenn ich ganz viele kaitel hab, freu ich mich schon drauf... :]

  • Nach zehnmonatiger Arbeitslosigkeit habe ich endlich wieder einen neuen Job gefunden. Und zwar ziemlich schnell und unverhofft. Ich arbeite jetzt bei T-Online. Aus diesem Grunde hab ich in der Woche jetzt wieder weniger Zeit und kann mich deshalb nur an meinen freien Tagen, bzw. am Wochenende auf meine Thief-Story konzentrieren. Von daher, müsst ihr euch auf das 7. Kapitel leider noch ein paar Tage gedulden.

  • HAst recht raven ich bin dafür, das du passend zur story ne mission baust... komm hopp hopp, gleich anfangen *sfgggg* ;)


    :rolleyes: