(Anmerkung der Redaktion: Die werte Kollegin kommt und kommt nicht. So ist das, wenn die Leute mehr als nur einen Doktortitel haben. Dr. Dr. Grüttingwenzel, daß ich nicht lache! Wenn es so weitergeht, wird sie gefeuert, jawoll! Und ich muß mir hier diesen Käse aus den Pfoten leiern, um das Sommerloch zu überbrücken. Womit fang ich bloß an? Wohl am besten mit den substantiellen Dingen: dem Liebesbrief im Allgemeinen.)
Liebesbriefe I - historische Aspekte
Aus dem früheren neolithischen Prähammeritikum sind aus der Nähe von Dayport Felszeichnungen in abgeschiedenen Höhlen bekannt, die recht eindeutig zwei Strichmännchen in comichaften Sequenzen zeigen. Diese Figuren stellen Hämmer her, die an einen lädierten Phallus erinnern. Auf dem letzten Bild zeigen sich die Figuren gegenseitig die Hämmer *. Nun wird in der archäologischen Fachwelt gerätselt, ob es sich um den ersten Liebesbrief handelt.
Desweiteren stammen aus dem späteren Prähammeritikum seltsam bunte Lithographien, eingeritzt in Felswände aus Sandstein, die wiederum zwei Figuren zeigen, die nach Ansicht der Experten Bockspringen üben, dabei aber merkwürdig dicht hintereinander stehen und womöglich rhythmische Bewegungen durchführen. Noch ein Liebesbrief?
Die Liste dieser Beispiele ließe sich mühelos verlängern. Eindeutig wird die Sache erst im mittleren Hammeritikum, einer Zeit, in der die "Hammeritenglyphen", die aus etwa 2000 verschiedenen Schriftzeichen bestanden, Einzug hielten. Diese ähnelten alle mehr oder weniger einem Hammer. Manche denken auch hierbei an Phallussymbole, wie überhaupt die Fachwelt darüber streitet, ob der Hammer im Allgemeinen nicht einen Phallus darstellt. Die Vorstellung ist weit verbreitet, vor allem bei Psychoarchäologen der "Neuen Dayporter Schule". Es herrscht der Tenor vor, die Symbolik des älteren Hammeritikums zu vereinfachen. Man nimmt an, daß Hammer = Phallus = Kraft und Potenz des Erbauers. Noch heute exisitieren redensartliche Wendungen, deren etymologische Deutungen kaum Spielraum lassen dürften, wie "Das ist ja der Hammer", "Ich hämmere dir eine" oder "Beim Erbauer, was für ein Riesenhammer!" Letzteres gilt als großes Kompliment in der Damenwelt.
Aber zurück zu den Liebesbriefen. Den Hammeritenglyphen folgte die moderne Hammeritensprache, wie sie heute noch auf Schriftrollen zu finden ist. Über lange Zeit hinweg war es nun verpönt, ja verboten, Liebesbriefe zu schreiben. Der damalige mächtige Orden der Hammeriten hatte etwas dagegen, denn die "wahre Liebe" einer Person sollte nur dem Erbauer gelten, niemals einer anderen Person. Wie es schon in den Schriften des Erbauers heißt:
Du sollst erschaffen einen Hammer immerdar
Das Weibe dient nur dem Zwecke, komm damit klar.
Eine trostlose Zeit. Am Ende des frühen Späthammeritikums drohte Dayport auszusterben und eine Flut von Pagans stellte einen immer größer werdenden Anteil der Bevölkerung.
Fortan erlebten Liebesbriefe einen Renaissance, die bis in die Neuzeit anhält. Ein Paradebeispiel für eine überzogene Hingabe zu Liebesbriefen ist übrigens in dem Drama "Lord Fishkill's Curse" zu beobachten, in dem der verliebte Trottel schließlich versucht, Selbstmord zu begehen. Dieses Stück sollte in jeder Schule zur Pflichtlektüre gehören, darin sind sich alle Kulturschaffenden einig. Das wohl berühmteste Beispiel um das Buhlen um eine Frau findet man jedoch in den allzu fragmentarischen "Liebesbriefe an trix", die aufgrund ihrer teilweise obszönen Ausdrücke und Handlungen zensiert werden mußten. Zeitweise drohte sogar das Totalverbot der "Liebesbriefe", wie sie in Fachkreisen genannt werden. Treibende Kräfte für das Verbot findet man in rezenten Althammeritenorden, neohammeritischen Präpubertierendenrunden und neuerdings auch in einer kleinen, sehr neuen Sekte namens "Karras-Strolche". Dennoch werden die "Liebesbriefe" weitergeschrieben, solange die Verfasser nicht am Ziel sind (was auch immer das bedeuten soll). So die Vermutung, kann natürlich auch anders sein.
Nächste Folge: Liebesbriefe II - Psychologische Aspekte
* Abb.: Herstellung eines Hammers (nach Grüttingwenzel)