Liebesbriefe an trix

  • (Anmerkung der Redaktion: Da hat der alte Hasenschwarte in all seinem Erbsenzählerkram wenigstens einmal eine Perle gefunden: "Bunter durch den Alltag", erschienen im Freaky-Irrlicht Verlag Dayport und für schlappe 25 Gold in jeder (und ich meine, absolut jeder, auch in der schmierigsten Bahnhofs-) Buchhandlung erhältlich. Begeisterte Fanbriefe beweisen mir, daß dieses schöne Buch selbst in Hammeritenkreisen gern gelesen wird, nur leider offensichtlich nicht von den obersten Herrschaften. Ansonsten wären die Hammeritenuniformen - siehe Kapitel: "Farben machen Leute" - inzwischen in ein kräftiges Türkisblau mit Goldbesatz umgefärbt worden, denn laut der Bluffordschen Farbenlehre (auf die sich das Buch stützt, und keinesfalls auf die völlig abwegige Rimarez'sche!) signalisiert diese Kombination Autorität und Entschlossenheit, wohingegen das Rot-Silber eher feminin wirkt. Da hilft auch der aufgestickte Hammer nichts. Meine Empfehlung wäre sowieso, den einseitig phallischen Hammer austauschen - am besten etwas Rundes, Dynamisches, so als Symbol für die Ewigkeit und das Ineinandergreifen der Mächte... Aber ich schweife ab.
    Zurück zur Besprechung des Meisterwerks "Bunter durch den Alltag": Ein weiteres Beispiel für den hohen Informationsgehalt dieses Bestsellers: Mal ehrlich, hätten Sie gewußt, warum alle Zombies grau sind? Schlichte Gemüter würden diese Frage mit: "Äh, weil das Fleisch verrottet ist?" beantworten. In Wirklichkeit ist es ein äußerst raffinierter Mimese-Trick. Da Zombies von eher schwerfälliger Natur sind, ist es für sie notwendig, sich unbemerkt ahnungslosen Opfern zu nähern. Und wo halten sich Zombies gerne auf? Exakt, in vorwiegend grausteinernen Kryptas - die perfekte Tarnumgebung. Die natürliche Auslese hat dafür gesorgt, das die früher häufigen aber leider viel auffälligeren grünlichen oder rötlichen Zombies weniger Beute machten und so infolgedessen über die Jahrhunderte hinweg ausgestorben sind. Es gibt allerdings noch ein kleines Reservat in Finnland, in einer ehemaligen Magierakademie. Dort kann man die wenigen verbliebenen farbigen Exemplare bestaunen. Vor allem die Fütterungen sind ein farbenprächtiger Anblick.
    "Bunter durch den Alltag" ist ein Quell von fundierten Informationen, klugen Ratschlägen und bezaubernden Zukunftsvisionen. Ergänzt um Reisetips ("Grell, greller, die Maw - die schönsten Nervenheilanstalten in Eis- und Feuerland") und Kochrezepte ("Pilzragout à la Canzo - farbenprächtig und köstlich"), darf dieses wunderbare Werk in keinem Haushalt, ob Pagan, ob Hammerit, ob Adliger, fehlen.


    In Vorbereitung sind seit längerem Übersetzungen ins Bugbeastische und Craymansche. Als Hörbuch, denn das Mawgesindel kann ja nicht lesen.)

  • Versteh ich jetzt nicht, Schleichen ist was für dunkle Gestalten und lichtscheues Gesindel...


    Ich hingegen würde mir bitterste Vorwürfe machen, wenn aufgrund meiner natürlichen Bescheidenheit potentielle Leser nichts von diesem ihr Leben bereichernden Werk erfahren würden.


    Leider muss der Releasetermin für die Craymansche Hörbuchausgabe verschoben werden, der Sprecher hat sich bei der Wachsplattenaufzeichnung die Zunge gebrochen, ebenso sein Ersatzmann...
    Ich möchte dem Craymen-Publikum zum Dank für seine Geduld einstweilen ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg geben: Klickediklickklickikiiik di klickchhhklick!


    Zugegeben, mein Crayman ist etwas eingerostet seit meinen
    Hammeritisch/Craymanischen Dolmetschertagen, als ich den Craymen die Botschaften des Erbauers näher brachte, aber ich glaube, jeder versteht, was ich sagen will, oder?


    Bei dieser Gelegenheit noch eine Vorschau auf das Herbstprogramm: Gut geeignet zum Verschenken ist diese Sonderreihe überarbeiteter und vermehrter Auszüge aus meinen diversen Büchern: "Nachts sind alle Zombies grau", "Das Häßliche Knallfröschchen und andere kunterbunte Märchen", die beliebte Verkleidungsschnittmusterserie "Ich geh als Pagan/Hammeritenpriester/Küchenmädel" wurde um die Bände "Ich geh als Ramirez/Vogelscheuche/Burrick" und für die, die wirklich auffallen wollen: "Ich geh als Trickster" erweitert. Der lange geplante Band "Ich geh als Erbauer" wurde leider vom Hammeritenausschuß unterbunden (im Grunde alles nette Kerle - ich mußte daraufhin nur siebeneinhalb Jahre von zwölf in Cragscleft absitzen...)

  • Liebesbriefe IV – Literarische Aspekte (IV)
    Der interaktive Liebesbrief (I) – Einleitung I


    Wozu dient Literatur? Wozu Sprache, Kommunikation, Kommunion (äh?), Konvention? Dazu müßte ich nicht allzuviel sagen, wenn jeder meinen vielgelobten Artikel in „Schwatzen heute“ gelesen hätte *. Aber die Leute lesen ja viel lieber die Schminktips der Grüttingwenzel, als wissenschaftliches Werk getarnt **. Naja, dann werde ich wohl ausholen müssen.
    Nur etwa 20 Jahre, nachdem Charles Darwin auf der „Beagle“ um Südamerika herumgeschippert war, erschien sein aufsehenerregendes Buch „The Origin of Species“. Nur langsam setzte sich gegen viele Widerstände in allzuwenigen Köpfen durch, daß das Leben durch physikalische, chemische und natürlich auch biologische Prozesse entstand. Ja, so ist das, meine Damen und Herren, das Leben, wie wir es kennen, basiert auf Kohlenstoffatomen mit vier günstigen Bindungen, lauter Hs, Ns, Ps, und ähnlichen Buchstaben. Klingt langweilig? Ein Chemiker würde euch was husten.
    Am Anfang kochte das Ursüppchen, wie Evolutionsforscher und Biochemiker annehmen. Hier schlossen sich, so die Vermutung, allerlei chemische Elemente zu einer Art Proteinhülle zusammen, in der das Allerwichtigste aufbewahrt wurde: die RNS/DNS (die Hard- und Software im biologischen Sinn).
    (Wem das hier zu langweilig ist, nur die Ruhe, ich bin gleich fertig.) Am Anfang war also Molekülkramzeugs, später dann aber auch Zellen. Die Dinger heißen nicht Zellen, weil fibi darin eingeschlossen ist, sondern eben jenes Molekülkramzeugs, das sich weiter organisierte, restrukturierte und kapitulierte, beinhalten und schützen. (Entschuldigt die Wortwahl, ich wills doch extra für euch vereinfachen.) Diese Zellen hatten es noch leicht im Leben. Zur Fortpflanzung teilten sie sich einfach, wie alle Einzeller. Doch dann bildeten sich Mehrzeller und mit dem schönen Leben in potentieller Unsterblichkeit wars vorbei. Zumindest meistens. Eine neue Attitüde erschien auf dem Fortpflanzungsmarkt, die da heißt, erst mal miteinander Molekülkram austauschen, dann gibt’s Nachwuchs. Gabs zwar vorher auch schon (fast), aber halt nur bei Wimperntierchen (Ciliaten).
    Von da an ging es mit der Kommunikation so richtig los. Zunächst waren es chemische Botenstoffe (gabs vorher auch schon), dann lichtempfindliche Pigmentflecken (Augenklimpern) und zuletzt einen Haufen Geschrei. Alles zum Wohle des Nachwuchses, des Nahrungserwerbs und dem sonstigen innerartlichen und zwischenartlichen Verständnis. Gut, das war jetzt etwas salopp dahergeredet, gegen meine üblichen Gepflogenheiten. Ich zitiere ja auch nur aus meinem Artikel aus „Schwatzen heute“. Übrigens, wie verhält sich die Sache denn mit dem Mawgesindel? Teleporter? Ein weites Forschungsfeld...
    Dann machen wir hier mal einen groben Schnitt und kommen zum Wesentlichen. Oder nein, ich sollte mal die lustige Geschichte erzählen, wie ich damals mit der Grüttingwenzel zusammenkam. Das war so: Ich war damals ein junger Student im ersten Semester an der Universität zu Dayport und hörte die Grundvorlesung in hammeritischer Rhetorik an. Ich saß im Hörsaal und dachte mir, nie wieder tu ich mir das an, so ein elend langweiliges Geschwafel. Ständig wurde aus den Schriften des Erbauers zitiert, zum Jaulen war das. Ich beschloß, nicht mehr in die Vorlesung zu gehen, da konnte ich wenigstens länger schlafen. So kam es dann auch und ich hatte ein lustiges Semester. Am Ende kam dann aber die unangenehme Überraschung. Der Professor kündigte an, in seinem Seminar eine Abschlußprüfung schreiben zu lassen, mit eben jenen Inhalten aus seiner Vorlesung, die ich verpaßt hatte. Ich mußte mir also dringend dieses Zeugs reintun, aber woher bekommen? Ich ging nochmals in die Vorlesung und sah mich um. Da sah ich sie. Das heißt, zuerst dachte ich, es sei ein Bübchen, das da in der ersten Reihe saß und alles fleißig mitschrieb. Wer diesen geballten Blödsinn mitschreibt, dachte ich mir, muß


    1. ein torfnasiger Streber sein
    2. ziemlich viel mitgeschrieben haben, jedenfalls das meiste und
    3. doch zu überreden sein, mir diese Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen.


    Ich starrte ein Weilchen in Grüttingwenzels Nacken, bis sie sich umdrehte und mich mit bebrillten Augen ansah (sie sagte später, sie habe ein seltsames Ziehen am Hinterkopf verspürt). Sie schaute mich so ein Sekündchen an und einen Augenblick lang wunderte ich mich darüber, daß Frauen überhaupt hammeritische Rhetorik studieren. Na, jedenfalls nach der Vorlesung lief ich ihr hinterher und fragte sie nach ihren Aufzeichnungen, ich würde mich auch erkenntlich zeigen, sowieso, sie auf ein Hammereis einladen oder sowas (Hammereis war damals bei jungen Leuten der große Wurf, ein Wurfhammer sozusagen, hehe). Die Antwort lautete: Nö. Und sie ging weiter. Ja was denn, fragte ich mich, was denn noch? Ich zermarterte mir einen Abend lang den Kopf und schrieb dann meinen ersten Liebesbrief, quasi einen Überzeugungsliebesbrief. Wie zufällig saß ich tags darauf neben ihr in der Vorlesung und schob ihr ein Zettelchen zu. Darin stand, daß sie doch ganz hübsche Augen hätte, wenn nicht immer ihre Brille im Weg wäre und ihr Haar nicht ständig davor rumflattern würde, ja alles noch viel besser wäre, wenn sie Ballast abwerfen würde, so schriftlicher Art, z.B. Das war natürlich fürchterlich unlogischer und so gar nicht romantischer Schwachsinn, und dementsprechend kam er auch an. Sie nahm ihren Kram und setzte sich einige Plätze von mir weg. Was ich nicht wußte, ich wurde vom Professor, einem weißhaarigen Hammeriten namens Hamma O’Zapf beäugt, aber davon später mehr. Ich war tief enttäuscht. Noch drei Tage bis zur Klausur. Grüttingwenzel (ich kannte damals noch nicht mal ihren Namen!) mußte doch zu knacken sein, diese eitle Nuß. Abends schrieb ich wieder einen Liebesbrief, den zweiten. Null Erfolg. Grüttingwenzel ignorierte ihn. Dann den dritten. Grüttingwenzel saß inzwischen auf der hintersten Bank und hatte einen Schlapphut ins Gesicht gezogen. So langsam wurde es eng. Ich sah meine Felle davonschwimmen. Ich ging aus dem Hörsaal und wurde von Professor Hamma O’Zapf mit seiner lispelnden Stimme zurückgerufen. Er meinte, es sei ja offensichtlich, daß ich der Grüttingwenzel den Hof mache. Wenn ich heute abend zu ihm käme, könnte er mir einige Tips geben, er kenne sich mit so etwas aus. Ich zögerte. Hammeriten kennen sich womit aus? Mit Liebe, Liebesbriefen, oder was? Ich willigte dennoch ein, ihn in seinem Türmchen zu besuchen, vielleicht konnte ich ja heimlich die Prüfungsunterlagen klauen, äh, für einige Zeit ausleihen. Ich suchte also seine Wissensklause kurz vor dem achten Hammerschlag auf. Er sah aus wie immer, hatte einen roten Umhang an, an dem kleine glitzernde Hämmerchen baumelten. Er führte mich eine enge Wendeltreppe nach oben und erklärte mir lispelnd, er habe ein Mittelchen aus der Asservatenkammer des Tempels, einen Trank, der meine liebesbriefverseuchten Gehirnzellen in Schwung bringen sollte. Er öffnete ein Schränkchen, holte ein Fläschchen heraus und beschwor mich, niemandem etwas von diesen heiligen Momenten zu erzählen. Ich schwor beim Erbauer, nicht zu plaudern, daß mich der Woodsielord gleich persönlich abholen könne, falls ich lüge (wenn der wüßte, dachte ich mir und lachte boshaft in mich hinein). Tja und dann zog er ein Fläschchen heraus, auf dessen Etikett MHTG*** stand. Welche Enttäuschung!! In Studentenkreisen ist MHTG*** wohlbekannt, ein Gesöff, das auch „Tricksterpisse“ genannt wird. Ich hatte es bis dato nicht selbst probiert, weil man hinterher eine Rübe wie ein Bienenstock haben soll und nach einigen Flaschen die Leber versumpft.


    (Anmerkung der Redaktion: Aus Platzgründen wird die nächste Folge im nächsten Beitrag erscheinen.)


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    * Hasenscharte, von: Plappern als Selbstzweck – Anmerkungen zum interaktiven Liebesbrief


    ** Grüttingwenzel: Interferenzen im Lidschatten? Tausend tolle Tips


    ***

  • Oioioi - wenn das der Hammeritenausschuß zu Gesicht bekommt... Hasenscharte hat das böse D-Wort

    geschrieben...
    Natürlich sind für jeden halbwegs aufgeklärten Menschen die absurden Thesen dieses Pagan-Ketzers absoluter Humbug. Selbst dessen Namen zu erwähnen ist schon zu viel der Ehre. Ursuppe? Chemische Elemente? Einfach lachhaft! Das eigentliche Wunder des Lebens ist, dass sich überhaupt jemand fähig ist, sich solchen Unsinn auszudenken und zu verbreiten. Und daß irgendjemand das sogar ernst nimmt!! Führt nicht diese Tatsache an sich schon diese sogenannte "Evolution" ad absurdum?
    Bedauerlicherweise wird diese ketzerische Lehre gelegentlich sogar an Bildungsanstalten gelehrt, heimlich natürlich. Und so wird die reine wahre Lehre beschmutzt und untergraben. In welcher Zeit leben wir denn!!!


    Dabei ist die Schöpfungslehre des Erbauers die einzig vernünftige Theorie, eine Theorie, die alles erklärt, Intelligentes Design eben. Wie der Moment, als der erste aus Erde und Wasser geknetete Mensch mit einem Hammerschlag vom Erbauer den göttlichen Funken eingebleut bekam - mit den geflügelten Worten :"Legt Euch auf meinen Amboß". Wie einleuchtend auch das Bild vom Frosch, der die Welt auf seinem Rücken trägt und dabei auf vier Burricks steht - und über allem schwebt der Erbauer.


    Aber weil wir grade bei ketzerischen Lehren sind, es gibt noch jede Menge weiterer lächerlicher Theorien, wie z.B. dass die Welt von einem riesigen Fernglas aus Polygonen erschaffen wurde. Haha, da könnte man ja gleich einen fliegenden Teller Nudeln als Schöpfer nehmen!!


    Zu weiterer geistiger und seelischer Erbauung trägt übrigens die heilbringende Flüssigkeit MHTG* bei!


    *

  • (Anmerkung der Redaktion: Grüttingwenzel, das glaubst du doch selbst nicht. Du willst mich nur auf die Palme bringen)


    Liebesbriefe IV – Literarische Aspekte (IV)
    Der interaktive Liebesbrief (I) – Einleitung II


    Ne, ne, MHTG* sollte nicht meinen edlen Schlund verätzen, davor hatten mich schon einige gewarnt. Hamma O’Zapf fuchtelte mit dem Fläschchen MHTG* vor meiner Nase herum und pries das Gesöff in höchsten Tönen. Wie anregend das sei, bei gemäßigtem Alkoholgehalt, wie bekömmlich, wie preisgünstig, wie exklusiv und vieles mehr. Von allen Vorzügen, die MHTG* am besten auszeichnete, sei die Eigenschaft hervorgehoben, daß es die Zunge locker mache, Inspiration sei in jedem Tropfen MHTG* eingefangen und das nicht zu knapp!
    Inspiration? Hm. Könnte ich womöglich gebrauchen, wenn ich da an meine fehlgeschlagenen Liebesbriefe an die Grüttingwenzel dachte. Allerdings wollte ich nicht gleich vollständig dem Suff verfallen, das konnte ich später immer noch tun. Außerdem war es mir etwas suspekt, ausgerechnet von einem Hammeritenpriester zu einem alkoholischen Getränk namens MHTG* überredet zu werden. Immerhin kamen in dem Wort „Maw“ und „Trickster“ vor. Bekam Hamma O’Zapf etwa Provisionen vom Hersteller, oder was? Seltsam, seltsam. Ich zögerte also, druckste herum und konnte mich nicht entscheiden. Inspiration oder Fegefeuer, etwas dazwischen schien nicht in Frage zu kommen. Hamma O’Zapf schaute mich ungeduldig an. Er erwartete anscheinend mehr Begeisterung. Kurzerhand zerrte er mich die Treppe hinunter in sein Wohnzimmer und stellte zwei Gläser auf den Tisch, in die er MHTG* eingoß. Er nahm ein Glas und hob es hoch. Er schickte ein Stoßgebet zum Erbauer und stürzte es hinunter. Ich fragte, wieviel man davon trinken müßte, um inspiriert zu sein. Er goß nach und prostete mir zu. Ich ahnte, was kommen würde und hatte dann so eine Idee, zunächst nur vage, doch nach einigen Gläsern fühlte sich Hamma O’Zapf so richtig in seinem Element und fing an, von seinem Lieblingsthema zu reden, hammeritischer Rhetorik. Und zwar so lange, und durch immer mehr MHTG* so sehr begeistert und zuletzt entgeistert, daß seine Rhetorik am Ende nur noch Rhetorik war, er schwatzte um des Schwatzens willen. Zuletzt erzählte er von einem geheimnisvollen aufrührerischen Hammeritenorden, der abtrünnig sei von der Kirche, eine sektiererische Gruppe, die aber in ihren Grundzügen ja eigentlich ganz in Ordnung sei. Schließlich verträten sie noch die reine Lehre des Erbauers, außerdem bauten sie den wundervollen MHTG* an, der ja auch nur ein Werk des Erbauers sei.
    Ich überlegte mir einen Moment lang, was damit gemeint sei, verwarf dann aber schnell meine Gedankengänge, als Hamma O’Zapf besinnungslos auf den Tisch sank und schnarchte. Wer so einen Lärm beim Schlafen macht, sollte bestraft werden, beschloß ich und durchsuchte seine Rumpelkammern nach verwertbaren schriftlichen Materialien, sprich Prüfungsunterlagen. Was ich fand, waren allerdings nur Notizen, eine Art Tagebuch, in denen er immer wieder schrieb, wie sehr ihm doch nach Frischfleisch, sprich jungen Studentinnen und Studenten sei. Was für ein Fund! Was konnte ich damit anfangen? Erst mal mitnehmen, dachte ich mir. Der Rest ist ja dann wohl naheliegend, nicht? Am nächsten Tag besuchte ich Hamma O’Zapf und stellte meine Forderungen. Für die Klausur ein Thema nach meiner Wahl, sonst könne er sein Professorenamt bald abgeben, ich hätte genug gegen ihn in der Hand. Hamma O’Zapf willigte zähneknirschend ein. Daraufhin brauchte er erstmal einen großen Schluck MHTG*.
    In der Prüfung selbst hatte ich dann natürlich die Oberhand, ich schrieb und schrieb und schrieb zum Thema „Hammeritische Rhetorik in der von Hasenschart‘schen Auslegung“. Frei erfunden, das Ganze, aber kam mir zupaß. Die anderen Prüflinge glotzten blöde aus der Wäsche und versagten durch die Bank. Naja, war auch nicht anders zu erwarten. Ich sage nur: Nieten. Grüttingwenzel, die neben mir saß, ging es auch nicht besser. Verstohlten linste sie auf meine Ausführungen, die in Windeseile entstanden. Dir zahl ichs heim, dachte ich und schirmte mit dem linken Arm mein kostbares (wenn schon erfundenes) Gedankengut vor ihren Blicken ab. Ich bestand mit Bestnote, alle anderen fielen durch. Schlechter Jahrgang, würde ich sagen, sehr schlechter Jahrgang. Obwohl ich nun Oberwasser hatte, wurmte es mich doch ziemlich, daß die Grüttingwenzel mich nicht erhört hatte in Sachen Liebesbriefe. So ein stures Weibsstück aber auch, das konnte ich beim besten Willen nicht auf mir sitzen lassen. Also setzte ich mich hin und schrieb einen neuen Liebesbrief, und zwar den ersten interaktiven Liebesbrief sozusagen, indem ich die Grüttingwenzel aufforderte, mir auch mal zu schreiben, einfach so, ganz unverbindlich. Zurück kam auch etwas, nämlich ein abgerissenes Eselsohr einer Schriftrolle, auf dem stand: „Laß mich bloß in Ruhe, du Betrüger!“ Zunächst war ich fassungslos. Wie konnte sie ahnen, daß ich Hamma O’Zapf erpreßt hatte? Hat sie auch nicht, sie meinte, daß ich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, meinen Liebesbriefen, an ihre Notizen kommen wollte. Die war eingeschnappt, eindeutig.
    Ich besorgte mir in meiner Not eine Flasche MHTG*, ich brauchte Inspiration, dringend. In einer Nacht fabrizierte ich sodann Liebesbriefe am laufenden Band, ein wahres Feuerwerk war das. Damit pflasterte ich Grüttingwenzels Weg, schob sie damit auf eine Wolke, bis sie mir gänzlich verfiel (und wenn sie heute was anders behauptet, ist das erstunken und erlogen).
    Ja, Leute, mein Glück habe ich MHTG* zu verdanken.


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    *

  • Ohje, der Hasenscharte. Denkt der doch tatsächlich immer noch, seine albernen Liebesbriefe wären der Grund für mein damaliges Interesse an ihm gewesen...
    Obwohl ganz falsch ist das ja nicht. Aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist, dass ich damals an meinem später in höchsten Hammeritenkreisen hochgelobten Aufsatz* arbeitete (der altehrwürdige Meißelslaus Vollschlag verlieh mir persönlich den Bronzenen Hammerschlag, eine schmerzhafte, aber umso ehrenhaftere Auszeichung).
    Ich hatte damals einen zum Erbauer missionierten Crayman (das WAR aber auch ein Stück Arbeit, da bin ich heut noch stolz drauf. Vor allem, wenn ich die zahlreichen Narben der Scherenschnittwunden im Spiegel betrachte. Wahrscheinlich war und ist der gute alte Crusty Crayhammer der einzige bekehrte Crayman überhaupt! Zu dumm, dass er später von einer Horde hungriger Novizen gegrillt und bis auf die letzte Scherenspitze ausgelutscht wurde). Crusty gab sich jedenfalls dem regelmässigen Leuchtpilzkonsum hin (auch das ein Verdienst von mir); weiterhin hielt ich mir einen Käfig voll Ratten (die ich mit Wachsplattenaufnahmen der gesammelten Schriften des Erbauers beschallte und mit vergifteten Äpfelchen der Sorte "Enterprise" fütterte) und in einem größeren Käfig im Keller ein Zombiepärchen (Wachsplattenbeschallung, Ernährung mit lebenden Tollspinnen). Was mir noch fehlte, war ein Männchen der Spezies Homo sapiens als Vergleichsobjekt. Und da kam dieser Trottel Hasenscharte und drängte sich quasi auf. Wie alle männlichen Studenten in seinem Alter sprach er natürlich MHTG** reichlich zu, wovon ich mich durch eine Atemgeruchsprobe schnell überzeugen konnte. Eine wenig dezente Fahne, auch "Mawweihrauch" genannt, wehte beständig um ihn. Für den Kontrapunkt, die Erbauerschriften, wurde ja im Kurs gesorgt.
    Na gut, ein wenig Mitleid hatte ich schon mit dem Tropf, er hatte sich sofort heftig und unsterblich in mich verliebt. Und manchmal hatte ich ein schlechtes Gewissen, seine überaus verständliche und nachvollziehbare Zuneigung auszunutzen. Ich wußte, je schroffer ich dieses beschränkte Homo-sapiens-Männchen behandelte, desto intensiver würden seine Balzschriften. Und es funktionierte. Seine Liebesbriefe waren die erste Stufe auf dem Weg zu meinem ersten Doktortitel.


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    * Grüttingwenzel: Halluzinogene Drogen und die geheiligten Schriften des Erbauers - Beobachtungen über den wechselseitigen Einfluss auf das maskuline Balzverhalten.
    Erschienen im LirumlarumHammerstiel Verlag


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  • (Anmerkung der Redaktion: Was interessiert mich das Geschwätz der Grüttingwenzel?)
    Kein Wunder, daß die Novizen die Scheren des Crayman ausgelutscht haben, denn in den Scheren befanden sich leckere Spermatophoren. Das gibt einen Proteinschock!


    Liebesbriefe IV – Literarische Aspekte (IV)
    Der interaktive Liebesbrief (I) – Einleitung III


    Ja, so war das mit der Grüttingwenzel. Indem ich sie aufgefordert hatte, mir zurückzuschreiben, sie quasi dazu ermunterte, mir ihre innigsten Wünsche mitzuteilen, ließ ich sie an meinem Leben teilhaben. Insofern war das schon ein ungemein gerissener Trick von mir. Was sie dann tat, war dagegen nicht so trickreich. Sie schrieb nämlich zurück: „Laß mich bloß in Ruhe, du Betrüger“. Auf den ersten Blick klingt das wie: „Hau ab, du Halunke.“ Für den Laien vielleicht, nicht für mich. Mich spornten ihre Worte sogar zu Höchstleistungen an, um sie zu gewinnen. Wenn sie wirklich kein Interesse an mir gehabt hätte, hätte sie still gehalten, mich ignoriert. Extrovertiert wie die Grüttingwenzel trotz ihrem introvertierten Anschein nach ist, konnte sie es sich nicht verkneifen, mir den „Betrüger“ um die Ohren zu hauen. Ich wußte natürlich, sie fühlte sich verletzt, ausgenutzt. Wer möchte sich denn schon ausnutzen lassen? Weder Frauen noch Männer möchten das, die Grüttingwenzel schon gar nicht. Später war sie nicht mehr so vorsichtig. Ich schenkte ihr einmal zum Geburtstag einen Korkenzieher aus Gold, in Form eines Hammers, den ich beim alljährlichen Hammeritenkongreß in Dayport mitgehen ließ. Sie mochte das Ding sehr gerne, auch hatte es einiges an Wert. Genutzt wurde der Korkenzieher später aber nur noch, um MHTG*-Flaschen zu öffnen. So hat alles seinen Nutzen.
    Der werte Leser könnte nun denken: Und was ist mit der Liebe? Gegenfrage: Was ist Liebe? In der hammeritischen Symbolik taucht das Wort Amboß öfter auf. „Du bist mein Amboß“ oder „Sei mein Amboß“ sind die gängigen Metaphern der Werktätigen, um ihre Zuneigung zum Material zu bekunden. Das gilt aber auch für Menschen, die der Wertschätzung eines Ambosses Genüge tun. Unsere Gesellschaft ist von der hammeritischen Symbolik nun mal bis heute unterwandert und geprägt. Der Vergleich mit dem Amboß mag hinken, ist aber in einem Punkt goldrichtig. Die Annahme, daß einem etwas lieb ist, was nutzt, dies ist zweifellos ein egozentrisches Weltbild, aber seien wir ehrlich, ist nicht jede Form von Altruismus, auch der reziproke Altruismus, den wir an den Tag legen, eine Form von Egozentrik, die unserer Seele schmeichelt? Das sag ich selbst in dem Bewußtsein, daß mich die Grüttingwenzel später damit zerpflücken wird.
    Gut, jedermann weiß, daß der Haussegen bei mir und der Grüttingwenzel schon einige Zeit schiefhängt, das geb ich unumwunden zu. Vielleicht sollte ich es nach einer eingehenden Analyse der Liebesbriefe von fibi an trix nochmals mit der Grüttingwenzel versuchen?
    Überhaupt ist es jetzt wieder gut hier mit der endlosen Einleitung. Die wird ja bald länger als der gesamte Aufsatz! Ich besorge mir jetzt eine Buddel MHTG* und schlage in den „Liebesbriefen“, wie es inzwischen landauf und landab heißt, nach...


    *

  • Tschuldigung, daß ich hier störe! Ich verfolge das Thema jetzt schon viele Monde, und bin es langsam leid - Seite speichern,markieren kopieren,in Word einfügen usw.Gibt es das Ganze nicht irgendwie in kompakter Form zum speichern?

  • Altmann, du könntest doch dein bisheriges Worddokument als pdf-Datei Kapitelweise veröffenltichen.


    Wenn pro Beitrag so ne Datei veröffentlicht wird, gäbe es ja zig Varianten und dann würde erst recht ein Drucheinander geben.

  • Also ich sammel die Teile selbst in einem Worddokument. Wenn Interesse besteht, kann ich die Ergänzungen, die ich so alle zehn bis zwanzig Beiträge einfüge, auch per e-mail schicken. wer interssiert ist, schreibt mir doch bitte eine PN =)

  • Liebesbriefe IV – Literarische Aspekte (IV)
    Der interaktive Liebesbrief (II) – Das Interview I


    Den Höhepunkt der neuhammeritischen Liebesbriefkunst stellen die öffentlichen Liebesbekundungen eines bekenntnislosen Hochstaplers namens fibi an seine Gattin trix dar, die man in gewissem Maße auch als interogierende Tagebücher im Sinne der Tradition des minnesinnierenden Harry von Herzschmerz verstehen kann. Gegen diese Darstellung werden sich die Autoren heftig zur Wehr setzen, nichts desto weniger müssen Herzschmerzsche Anklänge prioritär behandelt werden. Immerhin hat das Prekariat in erster Linie von den zeitgenössischen Liebesbriefen aus Herzschmerz-Feder profitiert. Die Autoren fibi und trix, die in gewissem Maße auch ihre eigenen Karikaturen* verkörpern, gehören zweifellos der Unterschicht an; umso erstaunlicher ist ihre Geschwätzigkeit (im wahrsten Sinne des Wortes), die sie in ihrer prekaritären Unvollkommenheit äußern.
    Die Frage ist sodann, in erster Linie: Woher kommt dieser ganze Mist, weshalb wird er veranstaltet, weshalb sind diese Verbrecher, die Mitmenschen nerven ohne mit der Wimper zu zucken, so ausdauernd? Wieso sind diese Nervensägen nicht totzukriegen? Und überhaupt und so! Solche und ähnliche Fragen sollen hier geklärt werden.
    Fangen wir mit dem Initiator dieser, sagen wir mal „Serie“ von Liebesbriefen an, fibi. Ich, Prof. von Hasenscharte, meines Zeichens Erfinder des Interaktiven Liebesbriefes und in gewissem Maße Muser** dieser Liebesbriefe, habe zusammen mit meiner Frau, Dr. Dr. Hasenscharte-Grüttingwenzel, fibi besucht, um mit ihm ein Interview für die Zeitschrift „Lügen im Trüben“*** zu führen. Später stieß auch seine Frau trix dazu. Das Interview fand in einer Gefängniszelle unter einem verlassenen Hammeritenkloster statt.


    Die „Liebesbriefe an trix“machten in Dayport nach einigen Anläufen Furore. Nun ist der Begründer der Liebesbriefe, fibi, seit Monaten verschollen.


    Hasenscharte: Herr fibanocci, ähem, zum Verständnis der Leserschaft nennen wir Sie fibi, weshalb verweilen Sie an diesem ungewöhnlichen Ort?
    fibi: Umstände, Umstände. Meine Frau holt mich gleich ab.
    Hasenscharte: Wie lange sind Sie denn schon hier und wie lange müssen Sie noch bleiben?
    fibi: Was weiß ich. Meine Frau kommt gleich.
    Grüttingwenzel: Ihre Frau bestimmt also, wann Sie aus dieser Zelle herauskommen? Das hört sich nach einer emanzipierten, gleichbestimmten Partnerschaft an.
    fibi: Häh? Weiß nicht, trix kennt sich da besser aus... die kommt gleich.
    Hasenscharte: Sie waren immerhin emanzipiert genug, die Liebesbriefe zu starten. Was waren Ihre Beweggründe?
    fibi: trix und ich sahen uns damals kaum. Dann mussten wir schreiben. Jeden Tag. Manchmal mehrmals.
    Hasenscharte: Die Liebesbriefe wurden also nicht als öffentliche interaktive Korrespondenz nach dem Hasenschartschen Prinzip konzipiert?
    fibi: Häh?
    Grüttingwenzel: Wie kam es dazu, daß heute jedefrau und jedermann die Liebesbriefe kennt?
    fibi: Irgendein &%“!!%# Sausack fand das wohl witzig und hats an das Dayporter Billigblatt geschickt. Die ham uns dann angeheuert.
    Hasenscharte: Wie wir gehört haben, bekommen Sie ein stattliches Honorar. Gibt es die Liebesbriefe nur noch gegen Bares?
    fibi: Das mit dem Geld erledigt meine Frau... Die kommt gleich.
    Grüttingwenzel: Könnte man es so ausdrücken, dass in Ihrer Beziehung Ihre Frau die Hosen anhat?
    fibi: Hm. Die kommt gleich.
    Grüttingwenzel: Nicht daß wir uns falsch verstehen. Neoemanzipatorische Gesinnungen implizieren ein gesundes Mass an Selbstvertrauen. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Beziehung! Ich wünschte, meine eigene Ehe wäre so voller Sinnlichkeit und Freuden des Alltags. Kennen Sie übrigens meine Bücher?
    fibi: Nö. Aber trix vielleicht. Die kommt gleich.
    Hasenscharte: Lassen Sie sich von meiner Kollegin nicht durcheinander bringen. Zurück zu den Liebesbriefen. Die finden große Resonanz in der unter- und mittelständischen aber auch in der elitären Gesellschaft. Das Billigblatt, einst Befürworter einer einsilbigen Dissonanzapostrophie, rekapituliert hier geschickt die mediokren Impulse der medialen kausalen Gemengelage des präkulativen Kapitalismus. Die Auflage des Billigblatt schoß in die Höhe. Wie erklären Sie sich das? Sind die Liebesbriefe maßgebend?
    fibi: Keine Ahnung. trix weiß das sicher. Kommt gleich.
    Grüttingwenzel (zu Hasenscharte, giftig): Wenn hier jemand durcheinanderbringt, dann bist du das, mein Lieber! (zu fibi) Das Billigblatt verdient ein Pagangeld mit Ihren Liebesbriefen. Kommt davon etwas bei Ihnen an?
    fibi: um das Geld kümmert sich...
    Grüttingwenzel: Schon gut, das wissen wir schon. trix, Ihre Frau.
    fibi: Die kommt gleich.
    Grüttingwenzel: Das sagten Sie bereits. Ich muß sagen, Sie machen auf mich einen jämmerlichen Eindruck. Sie liegen in einer Zelle, den Kopf auf eine tote Ratte gebettet. Wie lange haben Sie Ihre Frau nicht gesehen?
    fibi: Weiß nicht. Lange. Aber sie kommt gleich.
    Hasenscharte: Anderes Thema. Sicher haben Sie schon einmal von der interdisziplinären Interroganz der schematischen mehrsilbigen Verniedlichungsformen in interaktiven Liebesbriefen gehört. Die nach der Hasenschartschen Konvention vorhandene Präpulation polarisiert darin polemisch-politische Potenzen. Stimmen Sie zu?
    fibi: Jau!
    Grüttingwenzel: Mein Mann, äh, mein Kollege, meint damit, dass Sie in den Liebesbriefen früher sehr häufig von ausgefallenen Kosenamen Gebrauch gemacht haben. Ihre Frau ebenso. Verstärkt das die Libido? Ist Ihre Bindung deshalb so stark? Ist das möglicherweise ein Tip für andere Paare, die eine Fernbeziehung führen?
    fibi: Kann schon sein.
    Hasenscharte: Grüttingwenzel und ihr Beziehungszeugs, wie immer. Dissoziierende Deuterostomia dokumentieren dürftige Dingeldingsies, wie Hamma O’Zapf immer sagte. Kennen Sie übrigens MHTG****? Ist das für Sie ein Quell der Inspiration oder verwenden Sie andere Hilfsmittel? Ich meine zum Schreiben, ähem?
    (Draußen scheppert es. Eine rothaarige Frau erscheint vor der Zelle)
    fibi: trix, himmelnochmal! Wo steckst du denn?


    Anmerkung der Redaktion: Der zweite Teil des Interviews erscheint in der nächsten Ausgabe von Lügen im Trüben.


    ------------


    * Hasenscharte, von: Liebesbriefe als Kontemplativ im Neueren Hammeritikum


    ** Hasenscharte, von: Neue männliche Synonyme und Homonyme für weibliche Syncronyme


    *** Lügen im Trüben. Monatsschrift für Lügenbären in spe.


    ****

  • Kurze Störung des Gespräch


    trix möchtest du nicht die Datei direkt mal hochladen - rate dir als pdf-Datei
    (wenn ja, sowohl bei einer neuen Post als auch auf der ersten Seite (für Neulinge))


    gruß blackmen

  • Ja, gute Idee, das mach ich die Tage mal... ich hoffe nur, dass die Datei nicht zu groß wird. In Word sinds schon 90 (!) Seiten - und mit Hasenschartes ausgedehnten Beiträgen vermehren die sich sehr schnell...

  • Liebesbriefe IV – Literarische Aspekte (IV)
    Der interaktive Liebesbrief (II) – Das Interview II


    Teil II des Interviews von Prof. Dr. von Hasenscharte und Dr. Dr. Hasenscharte-Grüttingwenzel mit fibi und trix, den Autoren der „Liebesbriefe an trix“, die im Billigblatt erscheinen. Das Interview wird im Auftrag der Monatsschrift „Lügen im Trüben“ geführt


    Grüttingwenzel: Ah, da ist ja die berühmte trix, der eigentliche Star der Liebesbriefe. Sie möchten Ihren Mann befreien, äh, abholen?
    fibi: trix, wo bleibst du denn solange?
    trix (zu fibi): Herzchen, siehst du denn nicht, daß ich mich mit der Dame hier unterhalte? (zu Grüttingwenzel) Das wäre zuviel der Ehre. Mein Mann hat das ganze angeleiert. Genauergesagt hat er einige Liebesbriefe verschlampt. So kams.
    Grüttingwenzel: So wurde das Billigblatt darauf aufmerksam?
    trix: So ist es. Die haben uns dann einen #$§% < Vertrag unterschreiben lassen. Für nix und wieder nix schreiben wir jetzt endlose Liebesbriefe.
    fibi: Für nix und wieder nix? Hol mich hier raus, denen werd ichs zeigen!
    trix: Halt die Klappe, Asthmatikerchen. Weißt du denn nicht, daß du erst was sagen sollst, wenn du gefragt wirst? (zu Grüttingwenzel) Schlechte Manieren. Er war schon immer so.
    Grüttingwenzel: Ich finde ihn eigentlich ganz schnuckelig. Gut, er müffelt etwas. Das bekommen Sie mit etwas Scheuerpaste aber wieder hin, meine Liebe. In meinem neuesten Buch finden Sie wertvolle Informationen.*
    Hasenscharte: Konjugierende Implantate im Hippocampus accelerieren axemisch-axonale Impulse. Gilt auch für Angeberinnen mit zwei Doktortiteln.
    Grüttingwenzel: Was soll das heißen?
    Hasenscharte: Ich hoffe, das war eine rhetorische Frage.
    Grüttingwenzel: Ich hätte größte Lust, die Unschärferelation mal an deinem Eierkopf zu testen!
    trix: Stinken ist gar nicht so wild, ich bin eh erkältet. Was nervt, ist das dauernde Geplapper.
    Hasenscharte: Eierköpfe haben im Vergleich zum Volumen bekanntlich die höchste Stabilität. Besser sind nur noch Hymenopterenappartements. Das solltest du wissen, Frau Zoologin.
    Grüttingwenzel: Tsts, faule Drohne!
    Hasenscharte: Im Gegensatz zu dir veröffentliche ich wenigstens nicht allerlei beliebigen Schnickschnack, sondern hochgeachtetes wissenschaftliches Werk!
    Grüttingwenzel: Und wer bringt das Geld mit, damit der Herr vom Karnickelgebiß seine grandiose Forschung betreiben kann? Pah, ist mir doch wurscht, Hauptsache du lungerst nicht ständig daheim rum, du Plagegeist!
    Hasenscharte: Wer das Geld gibt? Jawohl, der MHTG**-Sponsor. Ist dir das etwa entfallen, Mottengehirnchen?
    Grüttingwenzel: Jetzt mach mal halblang, überkandideltes Spinalganglion. Ich tret dir gleich ins Abdomen.
    trix: Äh, führen Sie Ihre Interviews immer so?


    Hasenscharte und Grüttingwenzel schauen sich glupschäugig an.


    fibi: Genug geschwafelt. Maus, wir gehen, okay?
    trix: Du bist schon wieder nicht gefragt worden, Stinkerchen. Jetzt mach mal schön Heia auf deinem Schmusetierchen.
    Hasenscharte: Na gut, dann weiter. Frau trix, in Zeiten ökonomischer Induktionen anhand makrodiätischer Implikationen absolvieren absolutistische Quantifizierungen originelle Abstrahierungen in ausgesuchten Segmenten. Sehen Sie in den Liebesbriefen plastische Bonität in transzendentalen Luminiszenzen ohne rektale Abstraktionen?
    trix: Ähem, öh, sicher doch...
    Grüttingwenzel: Hör doch auf mit deinem Scheiß, das versteht doch kein Mensch!
    Hasenscharte: Du vielleicht nicht, du hast ja selbst in der simpelsten Rhetorikprüfung bei Hamma O’Zapf versagt.
    Grüttingwenzel: Du hast betrogen! Du Schwindler, Betrüger! Und deinen Professorentitel kannst du dir sonstwohin stecken, der ist ja nur gekauft!
    Hasenscharte: Unverschämtheit, bodenlose Unverschämtheit! Und das muss ich mir von einer dahergelaufenen Paganschnalle sagen lassen, die ohne mich heute noch Kokosnüsse als Büstenhalter verwenden würde.
    Grüttingwenzel: Ach sei doch still, das hat dich doch erst scharf gemacht! Und natürlich dassssss.....


    (Grüttingwenzel orgelt wie ein Bugbeast und läßt dann ein ausdauerndes Klickediklickklickchhckklick klicken)


    Hasenscharte schreit was von wegen „Du geile Schickse, ich mach dir den Crayman“, zerrt Grüttingwenzel aus der Zelle, die ihn wild abküßt. In der Nachbarzelle ist dann ein wildes Geschmatze und Geknutsche sowie Gejapse, Gejaule und Gestöhne zu hören.


    Ansonsten: CENSORED!!!


    Ende des Interviews. Wir danken trix und fibi für dieses Gespräch.



    * Grüttingwenzel: Bescheuert scheuern. Schundverlag, Dayport. 1004 S.


    **

  • (Anmerkung der Redaktion:


    Na gut, ich gebe es ja zu, ich liebe diese Frau, sie darf nur nichts davon wissen, sonst schnappt sie mir noch über.
    Als ich sie damals mit Liebesbriefen überhäufte, unterschätzte ich die Kraft der Suggestion, auch die der Autosuggestion. Zunächst war ich auf einem Eroberungsfeldzug gegen die Grüttingwenzel, nicht für sie. Ich wollte mein Ego befriedigen, gut, ich gebe es zu. In einer umfassenden Selbstanalyse habe ich das strukturell eruiert und implementiert, sodann ihre Zuneigung katalysiert und supplementiert (ich habe übrigens das Standartwerk dazu geschrieben*). Das Problem ist nur, daß ich ihr meine Liebe nicht offen zeigen kann, sondern immer irgendwelche schräge Umwege suchen muß. Wie die Nummer mit dem Crayman, auf sowas steht sie. Was geschähe, falls sie wüßte, wie es um mich steht? Ich bin ihr Ehemann, na gut, das heißt aber noch lange nichts. Irgendwie habe ich das Bedürfnis, ihr meine Gefühle behutsam näher zu bringen, ohne ihre egozentrischen Anlagen noch zu verstärken. Immerhin bin ich es, Prof. Dr. von Hasenscharte, der sich nun auch im Alltagsleben zu ihr bekennen möchte (ich finde, das ist schon allerhand und sollte dementsprechend gewürdigt und honoriert werden, ich weiß aber nicht, ob die Grüttingwenzel das kann). Mir steht der Sinn nach etwas Normalität, nicht nach ständiger Konfrontation und Dominanz. Jawohl, ich will mein geliebtes Frauchen einfach mal im Arm halten, ohne gleich einen Vortrag über die metamorphen Tarsen eines Bugbeasts oder ähnliches zu hören, das geht mir mächtig auf den Geist, sowas. Diese ewige Wichtigtuerei ist mir ein Greuel!!)


    Vielleicht erhört sie mich ja mal...



    -------------


    * Hasenscharte, von: Grundzüge der Selbstdiagnose. Anwenden, Gebrauchen, Mißbrauchen. C. G. Jung-Verlag. Dayport.

  • (Anmerkung der Redaktion: Da gönnt man sich mal eine Auszeit und hofft, der werte Herr Kollege überbrückt diese Zeit mit intelligenten Sinnsprüchen oder Ratschlägen - und dabei nutzt er meine Abwesenheit zu absurd übersteigerten Wohlwollenskundgebungen! Offensichtlich leidet er unter wesentlich mehr Komplexen als ich ihm bisher zugestanden habe, unter anderem unter einem manisch-inephemeren Zuneigungszwang (vergleichbar dem Waschzwang). Dieser bringt den Betroffenen dazu, sich selbst durch übertriebene Liebesbezeugungen über Gebühr lächerlich zu machen. Dazu möchte ich auf eine meiner gelungensten Veröffentlichungen verweisen, "Froscheier schenken, aber richtig! - Tips für gesundes geschlechterspezifisches Sozialverhalten", in der ich --------


    BOINK!


    ------ uhhhhhhhhhhhh)


    trix holt noch einmal aus, läßt dann die Bratpfanne sinken. Grüttingwenzel liegt mehr oder eher weniger entspannt am Boden.


    Endlich ist Ruhe im Objekt, du alte Zicke!! Mir klirren ja schon die Ohren.
    Und jetzt zu dem aufgeblasenen Hasenscharte!!
    (flötend, zuckersüß)
    Huhu, Prof. Hasenscharte, wo stecken Sie denn? Ich hab da noch ein paar Fragen zu Ihrem wundervollen Liebesbriefprojekt. Können Sie mir den äußerst interessanten Unterpunkt 73b/Absatz 51 nochmal erklären?

  • (Anmerkung der Redaktion: Der Sommer ist eigentlich vorbei, das Sommerloch ist damit gestopft. Aber eigentlich habe ich ja was vergessen: Die Analyse der Liebesbriefe selbst, respektive deren Erbauer, äh, Autoren. Aber diese doofe Kolumne, die ja sowieso nur im Billigblatt erscheint, ist ja offenbar noch nicht zu Ende. Außerdem, weshalb sollte ich meine herausragenden akademischen Fähigkeiten an solch einem Geschwurpsel verschwenden? Honoriert wird das wohl sowieso nicht, in keiner Form.
    Andererseits scheint mein Auftreten bei dieser trix einigen Eindruck hinterlassen zu haben. Meine geschickten Formulierungen, meine überzeugende Rhetorik sind ja auch sehr eingehende Suggestionskräfte, die - wie ich mir vorstellen kann - bei einer Person ihrer Herkunft gleichsam doppelt wirken. Was hat sie noch gesagt?

    Zitat


    Ähem, öh, sicher doch...


    Das sagt mir doch alles, nicht? Tief beeindruckt ist sie, sie sieht mich als einen Mentor, als einen Übervater, den sie so lange entbehren mußte. Sie wünscht sich wohl nichts sehnsüchtiger herbei, als mich in ihrer Nähe zu haben, meinen erhabenen Worten zu lauschen und sich darin zu salben. Sie will lernen, sie will anfangen die Welt zu verstehen und hat mich dabei zu ihrem Lehrmeister erkoren. Sie will die Geheimnisse des Universums ergründen (Stichwort: Wieso, weshalb warum) und war lange genug auf der Suche nach - wie soll ich es anders sagen - nach mir.
    Natürlich hat so eine Mentorenschaft auch eine erotische Komponente, Mentoren sind von Natur aus sexuell attraktiv. Doch, doch, so ist das, gewiß. Nicht so wie die jungen ungestümen Muskelprotze attraktiv sein mögen für paarungswillige potenzielle Reproduzentinnen, nein das meine ich nicht. Vielmehr in einer sanften Distinguiertheit, wie es meines Erachtens nur sehr wenige tun, die in der Regel mit den höchsten akademischen Weihen gesegnet sind. So wie ich.
    Aber bin ich denn dazu bereit? Schließlich ist diese trix noch ein blutjunges Ding von gerade mal - ich muß schätzen - 300 Monden? Dazu kommt ihre latente Unerfahrenheit. Das darf man nicht unterschätzen. Außerdem habe ich eine Frau und neige zur Monogamie...hm...tue ich das? Schwierige Frage. Ich habs jedenfalls noch nicht ausprobiert (ich habe, glaube ich, Angst vor der Grüttingwenzel). Aber einmal könnte man es ja ausprobieren, oder? Wie sagt man? einmal ist keinmal...Was natürlich Blödsinn ist, aber manchmal muß man dem Volk eben aufs Maul schauen (vor allem, wenn es mir paßt). Naja, mal sehen, ich bin jedenfalls nicht völlig abgeneigt. Aber so, wie es aussieht, wird sich diese trix mir sowieso an den Hals werfen, wäre ja auch kein Wunder. Dieser eine Bursche, dieser fibi, kann ihr offensichtlich nicht viel mehr bieten als ausgedehtes Gejammere und unqualifiziertes Geschrei. Ist doch klar, daß mir dieser fibi keine Konkurrenz machen kann, dazu hat der zu wenig auf dem Kasten, wie man so schön sagt. Dann werde ich es wohl auf mich nehmen müssen...


    Wo ist denn jetzt eigentlich die Grüttingwenzel wieder hin? Wir sollten doch längst in der Agentur sein...)


    Hasenscharte schaut sich um, bis er auf trix trifft, die soeben die bewußtlose Grüttingwenzel in ein dunkles Eck gezogen hat und nun mehr oder weniger verlegen dreinschaut. Hasenscharte wertet diesen Blick sehr richtig als Verlegenheit, fälschlicherweise interpretiert er dies aber zu seinen Gunsten


    Hasenscharte: Ah, Frau trix, schön sie zu sehen. Haben sie meine Frau, äh, Kollegin gesehen?
    trix (versucht, die Bratpfanne hinter dem Rücken zu verbergen): Ich? Öh, ja, ich glaube, die ist schon gegangen
    Hasenscharte: Schon weg? Und sie hat mir nichts davon gesagt? Hat sich nach mir gesucht?
    trix: Ja, und wie!!! Laut gerufen hat sie. Jetzt ist sie von uns gegangen...
    Hasenscharte: Seltsam, seltsam. Ich habe nichts gehört...na dann werde ich auch mal...ich werde sicher schon erwartet...
    trix: Genau
    Hasenscharte: Sie wissen ja, wie die Frauen sind, sie sind ja selbst eine, nicht wahr? Immer machen sie sich Sorgen
    trix: Genau!
    Hasenscharte: Ah, wie ich sehe, haben sie eine Bratpfanne bei sich. Möchten sie was kochen, äh, respektive braten?
    trix: Genau! Braten! Überbraten!
    Hasenscharte: Ja, was gibts denn leckeres?
    trix: Hase oder Karnickel
    Hasenscharte: Das klingt ja toll. Wo bekommen sie denn ein solches Tierchen her?
    trix: Vielleicht von hier
    Hasenscharte (gönnerhaft über soviel Dummheit): Sie machen Scherze, das ist doch sehr unwahrscheinlich
    trix: Je nachdem wahrscheinlich
    Hasenscharte: Sie können ja mal mit mir zur Jagd gehen. Dann bekommen sie einen Hasen. Wußten sie, daß ich auch Jäger bin? Es gibt kaum etwas ehrenvolleres, als waidgerecht zu töten. Mit anschließendem Verzehr, versteht sich.
    trix: Ge-nau!
    Hasenscharte: Ich kenne auch einige vorzügliche Rezepte für die Vorbereitung der Speisen. Kennen sie die Hasenschartsche Kardamon-Kreuzkümmel-Marinade?
    trix: Hm. Wird die nicht für Burricklenden verwendet?
    Hasenscharte: Das ist nur üblicherweise in der traditionellen Küche so. Karnickel und Crayman schmecken darin formidabel! Aber erzählen sie meiner Frau, äh, Kollegin nichts davon.
    trix: Wieso nicht?
    Hasenscharte: Die hält Craymen für missionierungswürdig. Für mich ist das nur Mawgesindel. In MHTG* eingelegt werden die allerdings noch zarter.
    trix: Durch MHTG* habe ich das Kistenstapeln gelernt. Oder zumindest versucht
    Hasenscharte: Ach, tatsächlich, das ist ja interessant!
    trix: Sie müssen sich jetzt nicht über mich lustig machen!
    Hasenscharte: Aber nein, wie käme ich dazu
    trix: Das tun sie doch!
    Hasenscharte: Nein, nein! Beruhigen sie sich doch. Niemand macht sich über sie lustig. Das war nur eine Floskel
    trix: Behalten sie ihre Flossen bei sich!
    Hasenscharte (will trix in väterlicher Geste eine Hand auf die Schulter legen): Na, na!
    trix: Flossen weg! (hebt die Bratpfanne)
    Hasenscharte: Ha, ha, sie wollen mir doch nicht weh tun, meine Liebe, oder?
    trix: Ich bin nicht ihre Liebe!
    Hasenscharte: Das war doch auch nur eine Floskel...
    trix: Flossen weg! (will zuschlagen)


    (In diesem Moment erwacht Grüttingwenzel aus ihrer Bewußtlosigkeit)


    Grüttingwenzel: Obacht, sie hat eine Bratpfanne!
    Hasenscharte (verdutzt): Was, wie? Du bist ja noch hier! Ist nix passiert, gelle...



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    *

  • Im Billigblatt laufen derweilen die Drähte heiß. Die allerbilligste aller Kolumnen, die Liebesbriefe an trix lassen in der Lesergunst nach. Folge: Die Auflage sinkt. Die Einnahmen aus der Werbung bleiben zunehmend aus. Eine weitere Folge: Der Sessel der Chefredakteurs wackelt. Heuschrecken drohen mit Übernahme. Oder sind es Werbugs? Jedenfalls, die fiesen Viecher, die überall rumschwirren, wenn Knete aus der Werbung knapp wird. Weitere Folge: Magengeschwüre bei leitenden Angestellten. Gar nicht gut. Schrecklich. Fürchterliche Zustände. Da muß was passieren, aber was?


    (Anmerkung einer anderen Redaktion: Wo stecken diese Spinner bloß? Seit Monaten bekommen wir den kruden Mist von diesem Hasenscharte und seiner Ische, dieser Grüttingwenzel, vor den Latz geknallt. Wer will diesen Quatsch denn lesen? Wir haben die beiden Chaoten, fibi und trix, angestellt, um etwas Äkschn hier reinzubringen, das war der Knaller! Nicht dieses ratzelige hochgescheite Geschwätz, ah was! Wir bekommen schon körbeweise Leserbriefe zugeschickt, in denen uns angedroht wird, das Abo zu kündigen. Ganz zu schweigen von den Werbekunden! Und jetzt streikt auch noch die Burrickkutsche!
    Da muß was passieren, aber hurtig! Und wenn wir die beiden mit Knete ködern müssen, die sollen wieder ran! Äkschn! Trara! Den Zampano machen! Richtig reinhauen! Säts Enderdeinmän, Mann! Mehr davon, wie früher! Da liefen uns scharenweise die Kiddies zu und verpaßten keine Folge von dem Schmarrn! So solls wieder sein.
    Ja, okay, ich sehs ja ein, viel Zaster (oder krass Goldkett, falls das einige von euch besser getten) gibts von uns jetzt nicht gerade dafür, das stimmt. Genauer gesagt gar nichts (nuthing). Mehr ist das Zeugs aber auch nicht wert, oder gibts da vielleicht irgendwelche hidden Sachen, die ich wissen müßte? Na gut, über eine kleine Aufwandsentschädigung könnte man reden, aber nur eine Klitzekleine! Wo kämen wir denn hin, wenn uns hier jeder Kasper an der Burrickschnauze vorführen kann! Der Burrickkutschenstreik geht mir auch mächtig auf den Senkel, aber was sage ich, schlimmer kanns kaum noch kommen! Jedenfalls schicke ich jetzt mal einen (mehr oder weniger) harmlosen Schlägertrupp los, um die MHTG*-Agentur aufzumischen, die haben den XX§§xxßx''##-Kruzn schließlich verbockt!) Denen zahlen wirs heim! Aber voll auf die Nuts! Dann hats das!)



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