Eine kleine Geschichte....

    • Offizieller Beitrag

    Und wiedermal einer der seltenen Fälle, in denen ich einen Thread eröffne.;D


    Heute wollte ich einfach mal wieder ein bisschen Unterhaltung bieten.
    Seit einigen Wochen (nicht viel bisher geb ich zu), schreibe ich eine kleine Geschichte über die Abenteuer, die meine kleine Rollenspielgruppe gerade in unserer eigenen Fantasywelt (genannt Abratul, na, wer erinnert sich?;D) erlebt.
    Und weil ich eigentlich nich gern nur für mich allein schreibe, gerade weil's wenig Fortschritte im Stil etc. gibt ohne Kritik, möcht ich's einfach mal hier reinstellen und hoffen, dass vielleicht irgendjemand zuviel Zeit hat...;D


    Ich werd' das ganze immer abschnittsweise posten, da ich 1. noch lange nicht fertig bin und 2. vielleicht ein wenig Erwartung bei euch Lesern entsteht...mal schauen.
    Eins vorweg: Ich schreibe meist einfach drauf los, wenn ich gerade kreative Phase hab. Danach les ich's mir bestenfalls noch ein zweimal durch um die gröbsten Fehler auszubügeln. Problematisch ist natürlich, dass man ein wenig....hm...voreingenommen(?) wird, da man teilweise unbewusst Stellen überfliegt o.ä.
    Kann also teilweise zu kleinen Logikbrüchen kommen (hoffe nich), die Sprache ist sicher manchmal nich 100% korrekt (ich hab's z.B. mit Wiederholungen glaub ich) und naja, ich würd euch bitten, mir sowas zu sagen, damit ich mich vielleicht doch bissel verbessern kann.
    So nun aber zum Thema:


    Vorweg einige kleine Informationen:
    1. Abratul: Ist die Fantasywelt (bzw. eine Insel darauf), die meine Rollenspielgruppe ausgedacht und -geschmückt hat. Eine Karte davon findet man hier!


    2. Norhaz: Ist die Ortschaft, um die das ganze Abenteuer zirkuliert. Es ist ein kleines abgelegenes Dorf im Norden Abratuls, dass wenig Kontakt zu den anderen Städten und Staaten der Insel hat. Die Bewohner sind etwas eigenbrödlerisch und fremden gegenüber wenig aufgeschlossen. Haupthandelsgut des Dorfes ist das Eisen, dass in seinen Minen geschürft wird und aus dem die lokale Währung besteht, die jedoch nur zweitrangig ist, da Tauschgeschäfte untereinander die Wirtschaft bestimmen.


    3. Götter: Generell reicht es für die Geschichte (momentan), wenn man über 3 Gottheiten zumindest grob Bescheid weiß:
    - Halrim ist der Gott der Schmiede und Schöpfer der Zwergen, demnach auch ihre Schutzgottheit
    - Azra ist eine in Roben gehüllte Frau und Herrscherin über Eis und Kälte
    - Solaris ist die Gegenspielerin Azras, die "Sonne", von der man glaubt sie wäre ein brennendes Streitross, dass über den Himmel zieht. Sie herrscht über Hitze und Feuer
    Falls Interesse an mehr Details und dem gesamten Pantheon besteht, kann ich da auch nochmal was zu hochladen...


    Ok, das war's jetzt aber, viel Spaß beim Lesen!
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    Der kalte Wind, der in dieser Jahreszeit noch eisiger durch Norhaz wehte, ließ das Feuer im Kamin der "Winternacht" flackern.
    Mara Klingenwind trat über die Schwelle des behaglichen Gasthauses und schloß schnell die Tür hinter sich, um der Kälte den Einzug in diese warme Zuflucht zu verwehren. Zu dieser doch recht späten Stunde war nicht mehr allzuviel los, einige der Minenarbeiter betranken sich hie und da, einige spielten Karten oder würfelten um ihr Eisen. Es waren gewohnt wenige der Einheimischen Bürger zugegen, die ihre Zeit lieber in ihrer eigenen kleinen Hütte mit ihrer Familie verbrachten.
    Gerd, der Besitzer der "Winternacht", nickte ihr einladend lächelnd zu. Die Begrüßung erwidernd schritt die junge Dame in Richtung Theke.
    "Na, Schätzchen, hat's dich wieder zu uns geführt?"
    Mara nickte nur.
    "Brauchst wohl was zum Aufwärmen, was? Der erste geht heute mal auf's Haus..." zwinkerte Gerd ihr zu und griff bereits nach einem hölzernen Humpen, den er mit dem würzig duftenden Glühwein aus dem brodelnden Kessel über der nahen Feuerstelle füllte.
    Die junge Frau nahm das Getränk nur halbherzig entgegen und wandte sich gen des Kamins, dessen Feuer verlockend aufprasselte, und der vier alten Fellsessel, von denen zwei schon belegt zu sein schienen.
    Dieser Umstand ließ sie nocheinmal kurz zögern, und sie entschloss sich, doch lieber an den warmen Stein der Kaminwand zu lehnen.
    Dort angekommen musterte sie die Personen in den Sesseln genauer. Der eine war ein bärtiger Alter, mit langem weißen Haar und einer Haut, die ihr wie das Leder ihrer Handschuhe erschien. Er starrte unverwandt ins Feuer und rauchte dabei entspannt eine kleine Pfeife.
    Der andere war seinen kurzen Beinen, die in der Luft baumelten, nach, ein Zwerg. Er war ebenso bärtig wie der andere, trug aber im Gegenzug zu dessen dickem Fellmantel eine Art reich verzierter Roben, die ihn als einen Mann hohen Ranges auszuweisen schienen. In seinen Händen lag ein aufgeschlagenes Buch, welches er interessiert las, während er mit den Füßen am Kopf des vor ihm liegenden Bärenfells spielte.
    Mara musste leicht grinsen, als die beiden ab und an vor sich hin murmelten. Fast schien es ihr, als würden sie sich so unterhalten.
    Sie nippte an ihrem Wein und trat einen Schritt nach vorn, so dass sie sich noch einmal das Bild über dem Kamin näher ansehen konnte.
    Darauf war eine Art kleines Dorf zu sehen, direkt an der Küste. Zwischen den Holzhütten lagen kleine Schneeflecken und auf dem Meer trieben kleine Eisschollen. An den für ein Nest wie dieses ungewöhnlich großen Docks lag nur ein einzelnes Schiff, eine große Galleone, die stolz ein Wappen trug, welches man hier im Norden nur selten sieht. Die Abendsonne, die dem Gemälde einen rotorangen Anstrich gab, verschwand bereits hinter dem Horizont, nicht ohne das Schiff noch strahlender und majestätischer aussehen zu lassen, als es ohnehin war.
    Ein leises Knallen riss sie aus ihren Gedanken.


    Bard wandte sich mit geringem Interesse um. Es würde wohl nur ein weiterer einsamer Kerl sein, der den Freuden einer warmen Stube frönen wollte. Die Person im Eingang schien etwas untersetzt und war in einen langen, dicken Umhang gehüllt, dessen Kapuze ihr Gesicht verdeckte.
    Bard wandte sich wieder um. Wer immer das war, solange er ihn in Ruhe rauchen ließ, konnte ihm der Kerl gestohlen bleiben.
    Er griff in eine kleine Tasche und holte eine lebloses Fellknäuel heraus. "Calisto, komm her, ich hab was zum Spielen für dich", rief der Alte mit kratziger Stimme. Aus einer der Ecken des Gasthauses sprang eine kleine Katze hervor und eilte zu ihrem Besitzer. Erwartungsvoll schnurrend setzte sie sich vor Bard, der ihr die tote Maus hinwarf und leis lächelte, als die Katze damit herumtollte.
    "Pass auf das deine Katze keinen Unfug macht", rief Gerd herüber. "Wenn sie schon mit Mäusen spielen will, dann soll sie das in meinem Keller tun..." Calisto horchte auf, als hätte sie verstanden und blickt zu Bard auf, der sacht nickte. Die Katze eilte zum Wirt, der ihr die Luke zum Keller öffnete.
    Der Alte Bard musste wiederum lächeln, lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und griff nach seinem Glühwein. Als er den Krug an die Lippen setzte musste er feststellen, dass dieser bereits leer war. Also hob er sich mühselig und umständlich, wie es alte Männer manchmal tun, aus seinem Sitz und schritt langsam Richtung Theke.
    Der Verhüllte schien ihn dabei genauestens zu beobachten, doch das kümmerte den Greis wenig. Er wollte an diesem Abend noch RICHTIGEN Alkohol genießen und den Tag dann besinnlich zu Ende gehen lassen. Gemächlich schlurfte er also wieder zu seinem Sessel vor dem Kamin, nicht ohne noch einmal einen unauffälligen Blick auf den aufreizenden Körper des jungen Mädchens zu werfen, dass an der Wand lehnte.
    Kaum hatte er sich in die Felle seines Stuhls fallen lassen, bemerkte Bard aus dem Augenwinkel, wie der kurze Kapuzenträger näher kam. Als er neben dem Zwerg im Nachbarsessel zum Stehen kam, warf er die Kapuze zurück. Anhand seines kunstvoll geflochtenen Bartes und der knolligen Nase, war der Fremde ebenso als einer der Zwergen erkennbar.
    "Halrim mit dir, Bruder!" grüßte der Neuankömmling den anderen herzlich.
    "Hrmph"
    "Gradek mein Name, vom Clan Silberhammer! Und ihr seid...?"
    "Hrmph...Khondar, Klippanskivor..." Der Zwerg schaute nicht einmal von seinem Buch auf.
    Der, der sich Gradek nannte, schien plötzlich etwas abwesend. "Klippanskivor...Klippanskivor...Von diesem Clan habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört..."
    Er schien auf eine Antwort zu warten, so wie er seinen Gesprächspartner ansah, doch dieser zeigte keine Reaktion.
    "Typisch Zwerg, scheint wieder 'nen schlechten Tag zu haben." brummte Bard vor sich hin.
    "Hrmph"
    "Jedenfalls...", Gradek schien wiederum sehr nachdenklich. "Es ist so...wichtige Ereignisse haben sich zugetragen und wir brauchen die Hilfe der hier Lebenden, um das Rätsel zu lösen. Unsere Tunnelgräber haben nämlich eine kleine Kammer tief im Berg entdeckt. An deren Nordwand ist eine Steintür, die mit kunstvollen Ranken verziert ist. In der Mitte ist eine Vertiefung mit dem Abdruck einer kreisförmigen Platte und einer Rose."
    Jaja, so eine kleine Geschichte, eine gute Bergener Pfeife und ein warmes Feuer...was will man mehr. Bard gähnte leis und seine Lider wurden schwerer.
    "Wir haben alles versucht, die stärksten Männer, die mächtigsten Waffen und die höchste Magie konnte das Tor nicht öffnen. Unsere Gelehrten vermuten aber etwas...dass die Rose ein Hinweis auf das legendäre Kloster der Roten Rose ist, welches irgendwo im Kenzehuam liegen soll. Darum hat man mich ausgesandt, tapfere Leute zu finden, die sich auf die Suche nach dem Kloster machen."
    "Grmph" erklang es von links. Bard brummte auch vor sich hin.
    "Sollte die Ahnung unserer Weisen stimmen, so könnten sich nicht nur Schätze sondern vielleicht auch wichtige religiöse Artefakte in dem Raum hinter der Steintür verbergen. Du siehst mir wie ein Priester des Schmieds aus, du verstehst sicher den Ernst der Lage."
    Selbst wenn der grantige Zwerg nicht verstand, Bard schon. Das Wort "Schatz" hatte ihn wieder geweckt und er spitzte die Ohren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich auch nicht, lässt sich aber wenig anders regeln...


    Naja, hier schonmal Fortsetzung (nicht an die GEschwindigkeit mit der die neuen Parts kommen gewöhnen, das is nur, weil ich schon ein bisschen was hab im Moment...)


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    "Grmph...Ihr faselt von Religion und schlagt mit Hämmern auf die Tür ein?" Dieser Khondar wurde Mara immer unangenehmer. Wie konnte man nur so schroff sein.
    "Ja...Ihr..." Gardek suchte nach Worten. "Wir mussten es doch versuchen! Zum Wohle unserer Gemeinschaft und Religion!"
    "Hrmph."
    Der verzweifelte Zwerg seufzte missmutig und wandte sich gen Mara. "Und Ihr? Wo Ihr doch so interessiert gelauscht habt, wollt Ihr meinem Volk helfen? Wie gesagt, man vermutet auch einige Schätze in der Kammer und mein König Tarek wird es sich sicher nicht nehmen lassen, den tapferen Abenteurern, die zur Lösung dieses Rätsels beigetragen haben, eine reiche Belohnung zukommen zu lassen."
    Mara lächelte. Ihr Geldbeutel war nur zu leer geworden, seid sie vor zwei Monaten hier angekommen war. Zu dumm auch, dass sie sich kaum vorbereiten konnte auf diese Reise ins Nirgendwo, nachdem sie dem Gefängnis von Bergen entkam. Zumindest war sie hier vor ihren Häschern sicher.
    Und nun bot sich diese Gelegenheit, wieder zu Wohlstand zu kommen...und sich eventuell einen Ruf aufzubauen, der ihr noch nützlich werden könnte.
    "Also, die Sache klingt ganz gut...ich denke ich bin dabei!"
    "Hmph, Menschenpack..." ertönte es aus dem Sessel ihr gegenüber.
    Gradek schien das zu überhören und bedankte sich bei der jungen Frau, wandte sich dann gen des Greises im anderen Stuhl. "Ihr scheint mir zwar nicht der Jüngste für Eure Rasse, aber vielleicht habt Ihr ja auch Interesse?"
    Der Alte warf noch einen kurzen Blick zu Mara und nickte dann.
    "Hrmph"
    "Nun, dann denke ich, wir treffen uns morgen früh hier im Gasthaus um alles weitere zu besprechen. Ich würde mich freuen, auch meinen Bruder in unserer Runde zu begrüßen..." Er schien also immernoch zu glauben, der alte Miesepeter ließe sich umstimmen.
    "Halrim hätte mir ein Zeichen gegeben, wenn er wünschte, dass ich mich in sowas einlassen soll!"
    Gradek nickte langsam. "Vielleicht wird er das noch tun...ansonsten war es schön dich kennengelernt zu haben, Bruder Klippanskivor!" Er setzte an, ihm auf die Schulter zu klopfen.
    "NICHT ANFASSEN! Reinheitsgebot..." blaffte ihn der Zwerg in den scheinbar heiligen Gewändern an.
    So zuckte der andere nur die Schultern. "Eine angenehme Nacht wünsche ich Euch, Fräulein..."
    "Mara, Mara Klingenwind" sprach das Mädchen nach kurzem Zögern. Nein, hier oben bräuchte sie sich nicht zu sorgen, dass man sie verraten würde.
    "Und Bard...und Calisto, dass ist die Süße hier." krächzte der Greis, während der liebevoll seine Katze streichelte.
    "Freut mich." Gradek lächelte. "Dann sehen wir uns morgen!"

    • Offizieller Beitrag

    "Und so einer nennt sich Zwerg...lässt sich mit Menschenvolk ein." Khondar brummte vor sich hin. "Wie kann er denn eine scheinbar so wichtige Aufgabe diesem Narrenpack anvertrauen?" Er ertappte sich dabei, dass er doch ein gewisses Interesse für Gradek's Bitte empfand und versuchte sich wieder stärker auf sein Gebetsbuch zu konzentrieren. Zumindest hatte er jetzt ersteinmal seine Ruhe.
    Der Schankraum hatte sich kurz nach der Gesprächsrunde immer weiter geleert. Sogar dem Wirt wurde es irgendwann zu spät und er legte sich schlafen, den Zwerg bittend, das Kaminfeuer zu löschen, sollte er sich einmal zur Ruhe legen.
    Während er las, fielen Khondar immer wieder fast die Augen zu und so entschloss er sich, für den heutigen Abend Schluss zu machen. Er nahm den Eimer kalten Wassers neben der Feuerstelle und löschte ebenjene, bevor er die Treppen zu seiner Kammer erstieg.
    Kaum hatte er sein Bett erreicht, überkam ihn die Müdigkeit und er fiel in einen tiefen Schlaf.


    Leises Wispern. Khondar sah sich um. Er stand am Ufer eines Meeres, jedoch in knöcheltiefem Schnee. Hinter ihm lag der dichte Nadelwald, vermutlich der, der auch dieses Norhaz umgibt. Vor ihm brachen sich die Wellen und ließen die Eisschollen sanft unter sternklarem Nachthimmel schaukeln, als würden sie sie in den Schlaf wiegen. Der Zwerg spürte die Ruhe, die sich in ihm ausbreitete und schaute gen Himmel, den ein silberner Vollmond zierte.
    Und dort erblickte er einen seltsamen Sternenhaufen. Fast meinte er, einen Hammer zu erkennen. Und ein paar kleinerer und schwächerer Sterne sah aus, wie Runen, die sich auf dem "Hammer" abzeichneten.
    Gebannt starrte Khondar auf dieses Schauspiel.
    Dann musste er blinzeln und sah vor sich einige Häuserruinen. Einige größer als die anderen, einige umzäunt, einige kaum zerstört.
    Eines hatten alle gemeinsam, sie lagen in tiefstes Dunkel gehüllt. Bis plötzlich ein Licht links von ihm entbrannte.
    Der Priester wandte sich in Richtung der Lichtquelle und sah den riesigen Leuchtturm, der über das Dorf zu wachen schien. Man hatte an der Turmspitze ein Feuer entzündet, in dem der Zwerg einen Amboss gesehen zu haben glaubte, auf dem etwas geschmiedet wurde.
    Eine Windbö riss ihn von den Füßen und wehte ihn fort. Khondar kniff zunächst die Augen zusammen, er hatte schon immer etwas gegen größere Höhen gehabt. Und nun schien es, als fliege er über ein Gebirge.
    Nach einer Weile wagte er, nach unten zu sehen. Er erkannte sofort, wo er war. Dies war das Kenzehuam, das größte Gebirge Abratuls. Er konnte alles sehen, die schneebedeckten Gipfel, die baumbewachsenen Täler, die primitiven Lager der Goblins...und dort war der Eingang zum Zwergenreich, seiner Heimat. Nein, nicht mehr....er gehörte nicht mehr dorthin.
    Trotzdem schien ihn der Wind dorthin zu wehen und so landete Khondar sanft im Schnee vor der Höhle. Er konnte nicht anders. Er musste zumindest einen Blick hineinwagen. Vorsichtig trat er einen Schritt nach dem anderen machend nach vorn. Die Höhle war ziemlich dunkel.
    Alles was er erkennen konnte, waren...
    ...Kleider.
    Überrascht sprang der Zwerg zurück. Vor ihm stand mit geöffneten Türen der Kleiderschrank.
    "Jetzt schlafwandle ich schon...." brummte Khondar vor sich hin, während er sich Richtung Fenster begab, um die Morgensonne Einzug gewähren zu lassen.
    Dabei dachte er über seinen Traum nach. War das das Zeichen, dass er haben wollte? Vielleicht wurde er aber auch einfach nur senil. "Wie dieser Mensch..." Er schüttelte sich angewidert, während er seine Rüstung hervorkramte um sich für das vor ihm liegende zu rüsten.


    Lange hatte der alte Bard nicht geschlafen. Schon ein ganzes Weilchen vor Sonnenaufgang ist er aufgestanden und hat sich wie jeden Tag zum Meditieren in den Schnee vor seiner Hütte gesetzt. Nach dieser kleinen Zeremonie hatte er sich vorbereitet. Falls das Kloster tatsächlich "irgendwo im Kenzehuam" lag, wie der alte Zwerg behauptete, dann würde er vielleicht nicht zum Abendbrot zurück sein.
    Seltsam...wie lange ist es her, seit Bard unsicher war, sein Abendbrot zu verpassen? Hat es überhaupt schoneinmal soetwas in seinem Leben gegeben? Angestrengt versuchte er sich zu erinnern. Aber entweder er hatte tatsächlich nie so eine Erfahrung gemacht oder das Alter holte ihn ein.
    Mürrisch in seinen langen Bart brummelnd stapfte er auf seinen knorrigen alten Stab gestützt und mit einer kleinen weißen Katze an der Seite Richtung Taverne. Hoffentlich sind Zwergen Frühaufsteher...

    • Offizieller Beitrag

    Freundlich war er ja wirklich, dieser Gradek. Kaum hatte Mara sich fertig gemacht, ihr Zimmer in der "Winternacht" verlassen und den Schankraum betreten, lud er sie gleich zum Frühstück ein. Wieder ein wenig Eisen gespart...
    Sie saßen nicht lange beisammen, als der schrullige Alte vom Vorabend mit seiner Katze das Gasthaus betrat und sich zu ihnen gesellte. Auch er bekam eine Mahlzeit auf Kosten des Zwergen.
    Nachdem sie eine Weile stillschweigend gegessen hatten, setzte ihr Gastgeber an: "Das Beste wird es vielleicht sein, ihr schaut ersteinmal in der Bibliothek des Azratempels nach. Soweit ich weiß ist sie die vollständigste Sammlung an Schriftstücken hier im Hohen Norden."
    Mara nickte nur. Sie mochte die etwas hinterwäldlerischen Azraanhänger nicht sonderlich.
    "Ich würde Euch bitten, dass Ihr Euch darum kümmert. Ich werde mich bei den Minenarbeitern erkundigen, was sie über das Kloster wissen."
    "Lascht misch daff glei mach'n." Scheinbar war der Alte mittlerweile so senil, dass er seine Manieren vergaß. Das konnte heiter werden...
    Er schluckte runter und nahm einen Schluck Wein. "Ich kenn die Burschen hier, das müsste schnell gehen...außerdem hab ich ja sowieso schon gefrühstückt. Komm Calisto, wir gehen dann!"
    Mara schaute ihm nach, wie er aus der Tür ging. Sie zumindest würde ihr Essen ersteinmal genießen.


    Gut, dass der Weg von der Taverne aus nicht weit war, so dass es nicht lang dauerte, bis Bard vor dem riesigen Holzbau des Tempels stand, der sich an den Hügel schmiegte, um den man Norhaz baute. Er trat die Stufen zum Eingangsportal hinauf, die von den Statuen der verhüllten Gestalt Azras gesäumt wurden, und klopfte mit seinem knorrigen Stab gegen die Pforte.
    Diese wurde von einem jungen, kahlköpfigen Mann geöffnet. "Guten Morgen, Bard! Was führt dich denn zu uns?"
    "Jaja, Morgen..." hustete der Greis ihm entgegen. "Ich müsste mal einen Blick in Eure Bibliothek werfen, da kam gestern so ein Zwerg und wollte etwas über ein Kloster wissen....Wie nannte er es doch....ähm...."
    "Er meint doch nicht...das Kloster der Roten Rose?" half der junge Priester halb scherzend.
    "Ja, doch...ich glaube das war's."
    Der Priester hob eine Braue und grübelte einen kurzen Moment. "Nun, kommt doch ersteinmal herein."
    Kaum setzte der Alte zum Schritt an, flitzte auch schon seine Katze in die mit Kohlenpfannen beheizten Tempelräumlichkeiten. "Calisto! Mach ja keinen Ärger!" krächzte er ihr hinterher und schüttelte dann nur den Kopf über die Verspieltheit seiner Freundin.
    Auch der Priester schüttelte den Kopf und geleitete seinen Gast durch den Vorraum und eine alte, fast dreißig Meter tief hinabführende Wendeltreppe hinunter in die Gewölbe des Klosters. Hier unten befand sich die pompöse Bibliothek: Ein riesiger nahezu kreisrunder Raum dessen sämtliche Wände mit Regalen voller Bücher bedeckt waren. Trotzdem Bard schon einige Male hier gewesen war, beeindruckte ihn der Anblick jedes Mal aufs Neue.
    Der Kleriker hatte bereits eine der riesigen, auf Rollen angebrachten Leitern zurecht geschoben und bestiegen. Nach kurzem Suchen hielt er ein Buch in Händen und blätterte darin herum, bevor er es wieder ins Regal stellte.
    So ging das ganze eine Weile weiter: Leiter verschieben, Buch herausholen, durchblättern, zurückstellen, Leiter verschieben, Buch herausholen...
    Eine halbe Stunde verging so, in der Bard dem jungen Mann nur zusah, bis dieser mit einem resignierten Seufzer zu ihm trat. "Es tut mir leid, aber ich habe nicht den geringsten Hinweis auf das Kloster gefunden. Das einzige was ich noch für dich tun kann, ist unseren Bibliothekar zu fragen. Wartest du bitte oben?"
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, eilte der Kleriker schon die Treppe hoch. "Zu hastig, diese Jugend." brummte Bard noch vor sich hin, ehe er sich an den mühsamen Aufstieg zur Eingangshalle machte.
    Dort musste er nicht lange warten, bis ihm sein betreten dreinblickender Gastgeber die Botschaft des Bibliothekars übermittelte: "Sämtliche Bücher, in denen sich etwas über das Kloster der Roten Rose finden lassen könnte, sind seid Jahren verliehen an einen Mann namens Arilion. Leider kann sich niemand hier im Tempel an diesen Namen erinnern. Tut mir leid für dich."
    Bard nickte nur und rief nach seiner Katze, die auch prompt um die Ecke schlich. "Ich danke dir trotzdem, Junge, bis zum nächsten Mal!"
    Der Alte drehte sich um und begab sich gemächlich auf den Rückweg zur Taverne. Das sah ja schonmal weniger gut aus.