Mir lag daran, zu erklären, warum mir das eine Gedicht nicht gefallen hat. Es hätte ja sein können, daß es dich interessiert, warum man deine Werke gut oder schlecht findet. Und ich habe mit "abgedroschen" und "banal" gemeint, daß ich mittlerweile zu viele solcher Gedichte gelesen habe.
Schau mal auf oder vorbei, da gibt es unter anderem viele von diesen esoterisch-, fantasy-angehauchten Werken.
Ich kenne diese Art von Lyrik allerdings in erster Linie aus einer anderen Quelle. Schau mal auf Seiten vorbei, die sich mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen. Ich will hier weiß Gott keinen Seelenstrip hinlegen, aber ich hab seit etlichen Jahren mit sowas zu kämpfen und war selber auf zwei solcher Seiten aktiv. Eine davon hatte eine Abteilung mit von Usern selbstgeschriebenen Gedichten. Diese troffen nur so vor Düsternis. Immer ging es um Angst, Selbstzweifeln oder Suche nach sich selbst, und so Passagen wie
"Doch Dunkelheit und Düsternis
führten mich ins Leere,
sie meine Geistesnarben tiefer riss,
fühlt' plötzlich unsagbare Schwere."
waren in abgewandelter Form in jedem zweiten Gedicht zu lesen.
Natürlich war das nicht verwunderlich, immerhin gehts den Leuten dort entsprechend schlecht.
Ich gebe zu, das Wort "banal" war misverständlich, aber mir sind solche Themen in Dutzenden untergekommen und irgendwann stumpft man selber ab und man findet es "abgedroschen", durchgekaut, uninteressant.
Ich hab keine allgemeingültige Wertung abgegeben, auch wenn du es so verstanden hast. Ich seh mich auch nicht als Literaturkritiker und zu allerletzt würde ich behaupten, ich könne sowas besser.
Aber ich kann selber für mich entscheiden, ob ich das Thema noch ansprechend finde, oder ob ich genug davon habe.
Daß ich díe Wortwahl zum Teil "hochtrabend" empfinde, ist auch mein ganz eigener subjektiver Eindruck. Manche tragen "Zeitentor" und "Seelenwand´rer" vielleicht in ihrem täglichen Wortschatz herum, mir ist das aber zu abgehoben.
Genauso sieht es mit der Zeile "von verdorb'ner Materie aufgesogen" aus. Mir ist das zu diffus, so wie das ganze Gedicht. Ich kann nichts greifen, mir kaum bildlich vorstellen, ich hab eher das Gefühl, es wabert mir dunkel im Kopf herum, ohne sich zu erkennen zu geben.
Mir gefallen eher so Gedichte wie "Der Rabe" von Poe (vor allem die deutsche Fassung),
oder Regenballade von Ina Seidel
Die gefallen mir, weil darin die Stimmung durch die Handlung getragen wird. Auch darin finde ich die Formulierung zum Teil etwas schwülstig, aber der Rhythmus und die Wortgewandtheit rechtfertigen das wiederum.
So, ich hoffe, du verstehst jetzt etwas mehr, warum ich diese Dinge über dein Gedicht gesagt habe. Ich kann verstehen, daß man sich selbst angegriffen fühlt, wenn eigene Werke kritisiert werden. Es steckt ja auch immer eine Menge Herzblut darin. Ich kenne das selber aus der Zeit, wo ich viel gezeichnet habe. Manche Leute finden das gut, ich durfte sogar einige Zeichnungen ausstellen, aber viele können damit nichts anfangen.
Kannst dir ja selber ein paar meiner Zeichnungen ansehen und von mir aus kritisieren:
Aber, um mal das Thema "Tellerrand" nochmal aufzugreifen, Kritik, auch negative, vermittelt dir als Autor immer die Sicht des Lesers und man muß auch über den Tellerand sehen, um sie für sich nutzen zu können und sich nicht nur angegriffen zu fühlen und sofort in die Offensive zu gehen.
Ich hoffe, wir können von jetzt an wieder vernünftig darüber reden.