ZitatAlles anzeigenTimoteus, T2
Von Timon
Plot: „Heutzutage kann man sich nur in Sicherheit wiegen, wenn man tot ist“, so beginnt das Briefing für Timoteus, der FM mit der kafkaeskesten Handlung weit und breit.
Wie viele Bettler der Stadt wurde auch ein alter Freund, Timoteus, in einer „Säuberungsaktion“ der Stadtoberen ins Gefängnis geworfen. Angeblich soll er einen reichen Händler ermordet haben; aber das stinkt hinten und vorne. Man müsste Timoteus ein stichfestes Alibi verschaffen. Ein prall gefüllter Geldbeutel könnte Wunder bewirken, etwa indem man jemanden damit besticht. Der angesehende Waffenhändler Michael wäre so ein Kandidat, er könnte bezeugen, dass Timoteus zum Tatzeitpunkt eines seiner Hühner stahl. Immer noch besser als Hühnerdieb verknackt zu werden, denn als Mörder. Jetzt muß Timoteus von dem Plan nur noch in Kenntnis gesetzt werden. Ach ja, der steckt leider in Untersuchungshaft im Gerichtsgebäude…
Gameplay: Zwei Schritte zuerst: Ins Haus hineinkommen, dann Timoteus finden, alles andere ist zunächst Nebensache. Wie man sich im weiteren Ablauf der FM anstellt, bleibt jedem selbst überlassen, nur geschickt muß es sein. Man kommt nicht drum herum, zunächst die vorhandenen Texte zu studieren und möglichst jeden erreichbaren Winkel genau zu untersuchen. Von immerzu verschlossenen Türen darf man sich nicht abschrecken lassen (die läßt man links liegen), sonst gibt man vorzeitig auf und dann hätte ja diese verflixte Fanmission gewonnen. Das kann ja nicht sein, oder? Ein Tipp für die Kriecher: Unter Treppen kriecht sich’s noch mal so gut!
Die Spieldauer liegt bei ca. 2 Stunden, man kann sich in dieser FM aber dermaßen verzetteln, dass auch leicht 4-5 Stunden daraus werden können. Fast alle Türen sind entweder nur mit speziellen Schlüsseln zu öffnen oder müssen aufwändig aufgepickt werden. Der langwierige Einsatz der Dietriche stellt ein unnötiges Manko in einer schönen, ansonsten sehr anspruchsvollen FM dar, was wirklich nicht hätte sein müssen. Es liegt an, eine Vielzahl (englische oder polnische) Texte zu studieren, die oft wertvolle Hinweise enthalten, manchmal verschlüsselt, oft nur witzig.
Diese FM ist schwierig, sehr schwierig und ähnelt einem Puzzle, darauf muß man sich einlassen. Traurigkeit und Trostlosigkeit ob der Einsamkeit und Stille, tiefste Verzweiflung mag den Spieler dann und wann überkommen; er wird Tränen vergießen auf seine Tastatur und die Tasten kleben lassen. Ganz so schlimm wird es ganz sicher kommen, wenn man sich nicht zusammenreißt und den vielen Hinweisen nachgeht. Oder jemanden fragt, der sich auskennt.
Fazit: Gerichtsdrama in zwei Akten, das in epische Dimensionen (der Verzweiflung) führen kann. Kafka schaut zu. Nur für ausgebuffte Fans.