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Ruined, T2
Von Rostvogel
Auf der Reise über den Rogokir-Pass schnappte ich neulich ein Gespräch zwischen einem gelangweilten Wachmann und einem Mönch auf. Der Mönch berichtete von der nahe gelegenen Abtei, mehr eine Festung, in der zu Kriegszeiten sowohl die Fürstenfamilie, wie Teile des umliegenden Volkes Zuflucht suchten. Wilde Geschichten von dunklen Heeren aus der Unterwelt wurden zum Besten gegeben. Finstere Gestalten aus Höllenschlünden, die nur mit vereinten Kräften zurückgeschlagen werden konnten und wieder in die Unterwelt zurückgetrieben wurden. Das waren noch Zeiten! Heutzutage wird die Befestigung von den so genannten „Hannibaliten“ bewohnt, einer Gruppe von Mönchen. Und Schätze, Schätze hätten sie dort. Unter anderen wertvolle Bücher in einer geheimnisvollen Bibliothek, deren Zugang verschüttet sein soll. Ein 'Canon medicinae' soll dort versteckt liegen, ein extrem gefährliches, aber wertvolles Buch.
Nach der Unterhaltung mit einem ortsansässigen Dieb namens Rupert bekundete dieser Interesse an den Schätzchen der Abtei und versprach Hilfe. Nämlich, indem er mich mit dem Schlüssel zur äußeren Befestigungsanlage der Abtei versorgte. Nicht direkt, er wollte den Schlüssel irgendwo verstecken. Dummerweise hatte ich vergessen, ihn danach zu fragen. Kein Kommentar!
Die Geschichte in Ruined wird in insgesamt 3 Missionen erzählt.
Gameplay: Die erste Mission steht ganz im Zeichen, einen Eingang zur Abtei zu finden. Ruperts Schlüssel bildet den Grundstock zum Gelingen. Er ermöglicht den Zugang in die äußere Befestigung der Abtei, die extrem gut gesichert ist. Bald kann man die Abtei selbst aus der Ferne besichtigen. Das Ziel wird durch einige Hürden verbaut, allen voran durch einen selbstherrlichen Pseudopiraten namens Sir Barthol Geringdal, der – ziemlich paranoid – Unmengen Wachen postiert hat, um den Zugang zu schützen. Die Paranoia hat sich anscheinend auf die Wachen übertragen, denn diese sind verflixt harte Knochen. Einige Stellen im Spiel sind sehr anspruchsvoll. Im Gelände rund um die Anlage hat der Autor einige Geheimnisse versteckt, die auch das Gameplay einfacher gestalten. Oder schwieriger, je nachdem; man wird in jedem Fall bluten müssen. Zuletzt stürzt man sich in ein tiefes Loch. Bis dahin muß das Beuteziel erfüllt sein – auf „Experte“ ein regelrechter Stimmungskiller –, denn die kleine Menge Beute Unterwasser ist schwierig zu erreichen.
In der zweiten Mission hat man zwar die Abtei erreicht, wird jedoch einige Schwierigkeiten haben, sich zurechtzufinden. Hat man nämlich bestimmte Punkte verpasst, wird man immer wieder vor denselben Türen stehen und sich wundern, weshalb es hier nicht weitergeht. Klingt zwar seltsam, aber man muß dann einfach weitergehen und jemanden treffen. Oder Dinge zerschlagen, das klappt manchmal auch. Jedenfalls sind die „Hannibaliten“ eine bunte Mischung aus Mechanisten und Schwarzkitteln, die allesamt ziemlich aufgedreht wirken. Mechanisten verbauen bekanntlich ihre Überwachungsgeräte. So auch hier. Der Autor nutzt viele Elemente aus dem Thief-Repertoire, um das das Gameplay etwas zu verschärfen. Leider auch die der langwierigen Schlüsselsuche und der verschlossenen Türe/Truhe. Entsprechende Redundanz ist die Folge. Wie in der ersten Mission ist das Beuteziel auf Experte sehr hoch. Man wird gezwungen, einen Großteil der Geheimnisse zu finden, bzw. die gesamte Map sorgsam unter die Lupe zu nehmen.
Die dritte Mission ist geradezu ein Erholungsspaziergang durch eine lava – und feuerverseuchte Gegend, deren Ende einige Fragen aufwirft. Man kann die Fragerei auch bleibenlassen und sich freuen, dass man es geschafft hat. So halte ich’s jedenfalls.
Ruined erinnert in seiner Härte zuweilen an japanische Fanmissionen. Nicht immer wird klar, wieso der Autor bezüglich des Designs bestimmte Entscheidungen getroffen hat. Ob sie beabsichtigt sind oder nicht: An einigen Stellen ist das Gameplay sehr schwierig, teilweise nervig. Zuweilen muß man sich überlegen, wie es weitergehen kann, ohne ein Gemetzel anzurichten oder einen Level zu überspringen.
Man wird die ersten beiden Missionen – je nach Schwierigkeitsgrad (Beute!) in jeweils 2,5-3 Stunden meistern können. Die Dritte und letzte FM ist recht kurz, ca. 15-20min. Deutsche Texte sind verfügbar, die gelesen werden müssen, denn es werden neue Ziele eröffnet.
Ruined hat viel Nebel und Regen zu bieten. Die Stimmung ist trist und sie wird noch trauriger, je länger man nach Beute sucht. Man muß oft, sehr oft speichern, sonst wird man Ruined verfluchen. Manchmal wird man an einigen Stellen gefangen sein und sein Glück von neuem versuchen müssen. Schon in seiner ersten FM, "Konkurrenten", stellte Rostvogel seinen Hang zum ungewöhnlichen Gameplay dar. Ruined ist eine konsequente Weiterentwicklung
Fazit: Außergewöhnliches, spielerisch sehr anspruchsvolles Missionsset. Nur auf Experte spielen, wenn man bereit ist, viel Zeit mit der Beutesuche zu verbringen. Für fortgeschrittene Spieler, die etwas Knochenarbeit ertragen, empfehlenswert!
[Blockierte Grafik: http://img854.imageshack.us/img854/5425/ruined1.jpg]