Am Rande

  • Wenigstens ist das Teil einmal mehr so schwammig formuliert, daß es kaum eine große Wirkung auf die Spielewelt der erwachsenen User haben dürfte.
    Die große Verbots- und Kriminalisierungswelle, die uns Spielefirmen mit (auch arbeitssichernder) Zukunft, wie zB Crytec, garantiert mit Warpspeed aus dem Land getrieben hätte, scheint uns zumindest erspart zu bleiben.


    Und dagegen, daß Jugendliche nicht jeden Stoff, der auf den Markt kommt, uneingeschränkt zugänglich gemacht bekommen, habe ich persönlich nichts. Ich hätte so einige Spiele, die es so zu kaufen gibt, niemals als USK 16 eingestuft.


    Ich weiß, wenn man 16 ist, glaubt man ganz fest, eine gefestigte Persönlichkeit zu haben und das alles längst selbst entscheiden zu können, aber es stimmt nicht - stimmte bei mir damals meiner Überzeugung zum Trotz nicht und stimmt bei den heutigen Jugendlichen auch nicht, egal wie frühreif sie sich geben.
    Es fehlt Erfahrung, was Tod und Verletzung wirklich bedeuten können und man stumpft schon ab, wenn man sie dauernd effektvoll aufbereitet so nebenbei serviert bekommt.


    Wenn man in der Lage ist, sich mit einem seiner "Opfer" zu identifizieren und zu verstehen, was man da im realen Leben mit einem Menschen wirklich anrichten würde, ist man auch soweit, daß man unterscheiden kann.
    Mir fällt auf, daß Mitleid bei vielen Kids verdammt uncool geworden ist. Auch als begeisterter Spieler kann man nicht leugnen, daß diese Art von Verhalten in Spielen oft eher belohnt anstatt sanktioniert wird. Lieber nochmal nachtreten, wenn der Gegner am Boden liegt. Nicht laufen lassen, wenn er humpelnd flieht, sondern in den Rücken schießen.


    Gut, daß es Thief gibt...

  • Wobei Thief auch gewaltigen Freiraum zum Töten lässt. Auf der Schwierigkeitsstufe "Normal" kann man ganze Horden von Wachen mit dem Schwert umbringen, ohne irgendwelche "Sanktionen". Das bisschen Blut und Geschrei lockt doch endlich wieder Wachen an mit denen man leicht fertig wird.
    Und in TDS ist man mit dem Dolch nicht so stark, hat aber dafür massenweise anderes Tötungsgerät. Töten ist also erlaubt und die meisten Spieler (mangelndes Geschick etc.) zocken eben auf "Normal". "Experte" schreckt vor allem Jugendliche ab, da man nicht töten darf. Und wer will in der Ecke schon herumkauern...?


    Das Problem ist, dass man das Töten nicht verbieten kann, denn dann würden nur sehr wenige das Spiel spielen. :(

  • Immerhin gibt es hier eine Alternative - und sie wird ganz offensichtlich auch vom Entwickler des Spiels gewünscht, denn ich denke, daß sie das auf Experte so gemacht haben, um klarzustellen, was einen echten Meisterdieb von der Mittelklasse unterscheidet.


    In welchem anderen Spiel gibt es sonst überhaupt die Vorschrift, Gegner nicht zu töten, teilweise nicht einmal anzurühren oder aufzuschrecken?


    Was mir bei Thief auffällt, ist, daß das Spiel die weniger gewaltsame Vorgehensweise nicht nur durch Garretts schlechte Kampffähigkeiten (die laut Handbuch auch volle Absicht sind) mehr unterstützt als die gewaltsame, sondern auch in den meisten Communities Leute, die den Dolch oder das Schwert öfter benutzen als den Knüppel, eher als Spieler betrachtet werden, die das Game nicht wirklich beherrschen.


  • Das ist wirklich schön formuliert und spricht mir aus der Seele.
    Allerdings wird ein Bewusstsein, wie es wünschenswert wäre, durch so ein Gesetz in keiner Weise verbreitet, im Gegenteil. Was verboten ist, reizt erst recht. Und wie im Artikel schon beschrieben: Jeder kann sich heutzutage das Spiel, das er haben will, einfach runterladen.


    Den käuflichen Erwerb "jugendgefährdender" Medien zu maßregeln ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wir haben ganz andere Probleme in unserer Gesellschaft, die Verdruß und Aggression fördern. Dem werden unsere Politiker mit so einem lächerlichen Gesetz nicht Herr, sie forcieren nur das Augenmerk auf das Verbotene. Das ist blinder Aktionismus, bringt überhaupt nichts, im Gegenteil.


    Manchmal frage ich mich wirklich, ob unsere Politiker überhaupt Kinder haben, bzw. sich überhaupt in die Lage eines Jugendlichen hineinversetzen können, der wirklich gefährdet ist, und den ein solches Gesetz zur Kennzeichnung "gefährdender" Medien einen Scheiß interessiert.


    Alles, was solch ein Gesetz bewirken kann, ist die Reinwaschung unserer Gesetzgebung. Nach dem Motto "wir hatten es verboten, wir sind aus dem Schneider" beim nächsten Amoklauf. Dabei wird auch dieser ganz andere Gründe gehabt haben als irgendwelche Computerspiele.

  • Augenwischerrei, man muss ja schließlich die Wählergunst erlangen (und Leute unter 18 Jarhen wählen ja noch nicht bzw. die Spielergruppe ist ne kleinere Gruppe als die, die man mit dem Gesetzt erfreuen kann)

  • Klar kann man in Thief alle anderen abmurksen. Aber auf Dauer ist das einfach nur öde. Das Schöne an dem Spiel ist, dass es nicht nur eine Alternative bietet, sondern dass diese auch noch deutlich mehr Spaß macht.


    Wie schön ist doch Bioshock anzusehen. Aber nach ein paar Leveln fand ich es nur noch kreuzlangweilig. Wenn man erstmal alle Spielzeuge und Fertigkeiten ausprobiert hat, bleibt nur die hübsche Hülle. Da kommen bestimmt noch ein paar wunderschön gestaltete Areale, aber darauf verzichte ich lieber.

  • Letztendlich ist es ein Gesetz für Eltern und nicht für deren Kids. Den meisten Eltern spreche ich die sogenannte Medienkompetenz ab. Die Eltern sollen beruhigt werden durch dieses Gesetz, weil sie sich mit Computern/Spielen nicht auskennen. Aber nun prangt ja ein großes Logo drauf...
    Leider ist es aber so, wie ich neulich irgendwo gelesen habe, dass sich viele Eltern Internet, Computer etc. von ihren Kindern erklären lassen.
    Das gibt mir doch arg zu denken. Da muss ich mich dann auch nicht wundern, das diese Eltern keine Ahnung haben, wenn ihr Kind schwarz down- und uploadet, hackt und crackt und dann das große Wehgeschrei einsetzt, wenn die Staatsanwaltschaft schreibt oder ins Haus kommt und das ganze Equipment mitnimmt.

  • Zitat

    Original von Judith
    Letztendlich ist es ein Gesetz für Eltern und nicht für deren Kids.


    Man kann sogar noch weiter gehen: Es ist ein Gesetz der Omas und Opas. Die wenigsten Abgeordneten sind im entsprechenden Alter. Und die wenigsten haben eine Ahnung von der Materie. Mag sein, daß dieser Aktionismus gut gemeint ist (ich bin im übrigen auch nicht gegen eine bessere Regelung), doch das ist nun mal eine Alibiveranstaltung von überforderten "Greisen".


    Man sollte vielmehr eine Diskussion über die Qualität der Videospiele anstoßen.

  • Die einzigen, die von dieser Regelung profitieren, sind unsere Politiker, da sie sich so auf einfachstem Wege aus der Affäre ziehen. Ich traue ihnen schon zu, dass sie genau wissen, dass damit das eigentliche Problem alles andere als gelöst ist. Sie mögen Greise sein, aber sie haben auch ihre Berater und Fachleute, deren Meinung sie heranziehen, bevor sie irgendwas beschließen.


    Wie gesagt, das Gesetz bringt keinem was. Wenn man irgendeine Software haben will, bekommt man sie einfacher, indem man sich auf Warez Seiten rumtreibt, als dass man sich in einen Laden begibt. Eltern wissen oft nach wie vor nicht, was abgeht. Aber unsere Gesetzgebung hat Ruhe.


    Im Endeffekt würden sie am effektivsten handeln, indem sie dem ganzen Thema weniger Aufmerksamkeit schenken. Bzw. unsere Medien sollten dem weniger Aufmerksamkeit schenken und nicht bei jedem Vorfall von jugendlicher Gewalt betonen, dass der Beschuldigte irgendwann mal Counterstrike gespielt hat. So etwas schürt doch nur die Faszination an virtueller Gewalt.


    In den Siebzigern waren es Comics, in den Achtzigern waren es Horrorfilme, die angeblich die Jugend maßgeblich gefährdet. Mittlerweile interessiert das kein Schwein mehr. Und ähnlich sollte es auch mit dem Thema Computerspiele laufen.

  • Zitat

    Original von fibanocciMan kann sogar noch weiter gehen: Es ist ein Gesetz der Omas und Opas. Die wenigsten Abgeordneten sind im entsprechenden Alter. Und die wenigsten haben eine Ahnung von der Materie. Mag sein, daß dieser Aktionismus gut gemeint ist (ich bin im übrigen auch nicht gegen eine bessere Regelung), doch das ist nun mal eine Alibiveranstaltung von überforderten "Greisen".


    Exakt das habe ich auch gedacht.
    Wir überaltern in diesem Land ohnehin immer mehr, wer will da mordern angepaßte Gesetzgebung erwarten?
    Schade nur, daß diese ganze ältere Masse offenbar nicht in der Lage ist, den Jüngeren Werte zu vermitteln, mit denen diese leben und handeln können. Zu anstrengend offenbar. Wofür bezahlen wir denn Steuern?
    Soll der Staat lösen, das Problem - und das nicht mit Konsens, sondern mit der üblichen Hysterie.

  • Weil Gewalt- und Horrorfilme unter Kunst fallen, da ist es egal wieviel Blut durch die Gegend spritzt. Tja und Waffen, da gibt es auch eine Lobby. Versuche mal einen Schützenverein zu verbieten.


    Ach ja, das habe ich gerade entdeckt: